„Faire und vergleichbare Notenbeurteilung“
Ein Leser plädiert für die Beibehaltung der Zentralmatura in der jetzigen Form und eine Leserin stimmt Ernst Sittinger zu: Mathe müsste kein Angstfach sein.
Man kann Bildungsminister Faßmann nur raten, nicht von der Zentralmatura abzuweichen. Nur mittels einer für alle gleichen Abschlussprüfung ist eine faire und vergleichbare Notenbeurteilung möglich. Die Auswirkungen einer uneinheitlichen Abschlussprüfung habe ich selbst erfahren. Ich habe in Deutschland (Baden-Württemberg) Rechtswissenschaften studiert. Dort ist man stolz darauf, die niveauvollen Examensklausuren sehr streng zu benoten. Das wurde uns von Universitätsseite exakt so mitgeteilt. Trotzdem gilt ein Abschluss aus Sachsen genauso viel wie einer aus Baden-Württemberg. Von einer Vergleichbarkeit der Examensnoten kann da keine Rede sein.
Wenn Bildungsminister Faßmann nun von einer „Evaluierung der Zentralmatura“spricht, schwant mir Übles. Sollte die Regelung der Matura wieder den jeweiligen Schulen unterliegen, hängt die akademische Zukunft der Schüler nicht mehr nur von der eigenen Leistung ab (wie es sein sollte), sondern auch davon, die Matura im „richtigen“Bundesland abzulegen. Das wäre ein Schritt in die völlig falsche Richtung.
Michael Pfeiffer,
Diplom-Jurist, Steindorf-Stiegl
Kein Angstfach
Viele Mathematiklehrerinnen und -lehrer (auch die meiner Kinder) bemühen sich jeden Schultag darum, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass Mathematik kein Angstfach sein muss, ganz im Gegenteil! Mathematikunterricht trainiert logisches Denken und systematisches Problemlösen. Sind das nicht Fähigkeiten, die in anderen Fächern und dann im späteren Berufsleben auch gut zu brauchen sind?
Durch Schlagzeilen wie die vom Samstag wird aber unnötig Angst geschürt und die gesellschaftlich weit verbreitete Abneigung gegenüber Mathematik verstärkt. Zum Glück spricht wenigstens Herr Sittinger das alles an, nur ist der Schaden durch so eine negative Schlagzeile wohl schon (wieder einmal) angerichtet.
Wie sieht es eigentlich in den Fächern aus? Wie haben die SchülerInnen in Deutsch abgeschnitten? Warum wohl haben so viele SchülerInnen das Thema 3 bei der D-Matura gewählt? Wer hinterfragt den Sinn einer Textanalyse und einer Textinterpretation für SchülerInnen einer HTL? Wer hat den Bundesschulsprecher gefragt, was er zur Englischmatura sagt?
Eine objektive Berichterstattung und eine gründliche Recherche würde alle Fächer durchleuchten und alle Ergebnisse vergleichen und sich nicht immer nur auf die „böse“Mathematik konzentrieren!
Sabine Prettner, Graz
Der Großteil besteht
Jeder fünfte Schüler bekam bei der Zentralmatura einen Fleck. Das ist schon eine erschreckende Zahl! Woran mag es liegen? So, wie zum Beispiel die Eltern es begründen, ist es, glaube ich, nicht (zu schwer, zu umständlich und so weiter). Warum schaffen es dann die anderen Schüler? Liegt es vielleicht daran, dass gewisse Schüler die Matura nicht ernst nehmen und im Gegensatz zu den anderen zu wenig lernen!? Der Großteil besteht die Matura.
Dazu kommt noch, dass viele Schüler von den Eltern mehr oder weniger gezwungen werden, eine Matura zu machen. Und eines weiß jeder, wenn man nicht will, dann klappt es auch nicht.
Helmut Kafka, St. Pölten
Gebremste Überflieger
Aufstehen. Hartes Arbeiten. Karges Essen. Schlafen – und das in unaufhörlicher Wiederholung. Von Schulbildung keine Spur. Aber kann unter diesen Umständen ein Kind zum Genie der Poesie, Künstler der Sprache und Maßstab der Literatur werden? Ja. Paradebeispiel: Peter Rosegger. Aber wie hätte seine Karriere mit Schulbildung ausgesehen? Besser? Schlechter?
Was macht die Schule mit uns, mit unseren Talenten und Träumen? Sie zwingt uns in eine monotone Gesellschaft. Sie verbietet Meinung und Rebellen. Das Schulsystem, denn Lehrer sind nur dessen „Sklaven“, bremst die Überflieger und macht den Hinkenden Druck. Schule – da sollte Raum sein, Raum für Neues und Ideanderen
en. Stattdessen zwingt sie alle auf eine Ebene, bis wir den Mut, die Idee und schließlich auch den Antrieb verlieren, Großes zu tun – oder gar Bestehendes zu verändern! Und irgendwann sind wir nur noch Sekretäre und Steuerberater von denen, die früher rebelliert haben und vielleicht nicht die Lehrerlieblinge waren.
An alle: Verzichtet nicht auf Allgemeinbildung, aber verschwendet nicht eure Energie in Fächer, die euch nicht interessieren! Solange ihr eure Talente fördert, werdet ihr euch stets selbst übertreffen. Und an das Schulsystem inklusive seiner „Sklaven“: Denkt daran, dass eure Schüler die Veränderer von morgen sind. Wäre es da nicht sinnvoll, wenn sie ihre eigene Meinung bilden und ihre Ideen verwirklichen dürften?
Selbst beurteilen
„Vom Ende eines Tabus“, 27. 5.
Jubel und Partystimmung herrschten in Irland, als am Samstagabend das Ergebnis des Abtreibungsreferendums bekannt gegeben wurde, in dem die Irinnen und Iren mit einer klaren Zweidrittelmehrheit für eine weitreichende Änderung des Abtreibungsverbotes votierten und für die Legalisierung der Abtreibung die Gesetze der meisten Länder der EU zum Vorbild nahmen. Ob diese überschäumende Freude gerechtfertigt ist, wird aber wohl erst die Zukunft weisen. Besser wären Demut und Achtung vor dem schutzlosen ungeborenen Leben angebracht gewesen und diese Willensentscheidung des irischen Volkes einfach schweigend zur Kenntnis zu nehmen.
Es hat damit – wie auch in Österreich – ein Maß gefunden, das nicht mehr infrage gestellt werden kann. Ob es eine Wunde, die nie vernarben wird, die Sonne einer aufgeklärten Zeit oder einfach eine gleichgültige, belanglose Sache ist, wird damit dem Gewissen jedes Menschen allein überlassen.
Albin Schober, St. Stefan
Je nach Blickwinkel
LB „Sparstift in den eigenen Reihen ansetzen“, 27. 5.
Sparstifte sind zu wenig, denn da hat ein Leserbriefverfasser völlig recht, Politiker haben als „Nichtmathematiker“in dieser Größenordnung Zuordnungsprobleme. Bevor dann ein „Helferlein“ihn über die Nullen einer Milliarde aufklären kann, ist das Unglück schon geschehen. Das andere Thema ist die Einsparung von angeblich 19.000 Posten – mit oder ohne Generaldirektoren, die an dem Defizit nur „Hauchdünnes“ändern würden, wenn letztlich nicht noch mehr hinzukämen, wie ein anderer Verfasser meinte. Ein wieder anderer ist der Meinung, dass das Mitleid mit den geschassten paar Generaldirektoren nicht zu stark ausfalle.
So gesehen ist der „Neideffekt“auf Generaldirektoren beim Volk dominanter als die zu reduzierenden Geldströme oder die unangetastet bleibende Beamtenversicherung.
Ing. Wolfgang Hauck,
Sattendorf
Aufarbeiten „Die Achter im Rad der Geschichte“, 27. 5.
Ich lese mit Erstaunen von der „NSPÖ, reich an Ex-Nazis“. Die FPÖ muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, sollte das eigentlich nicht auch die SPÖ tun? Vielleicht würde das so manchem SPÖler ganz guttun. Erika Obmann, Velden