Kleine Zeitung Kaernten

Studie deckt auf, wie gefährlich manche Lenker unterwegs sind. Jeder Dritte macht beim Fahren Handyfotos!

Markus Tilli (40) plante und leitet den Polizeiein­satz beim heutigen Match Österreich gegen Deutschlan­d.

- Von Jochen Habich

Fingerspit­zengefühl und Einsatzber­eitschaft. Sie machen einen guten Polizisten aus, sagt Markus Tilli. „Ein solcher muss wissen, wann er einen Schritt nach vorne geht oder wann er einen zurück macht“, sagt Tilli. Bei Einsätzen etwa bei Gewalt in der Familien dringe man in intimste Lebensbere­iche von Menschen. „Da muss man sehr sensibel sein“, sagt der Chef des Einsatzref­erates im Stadtpoliz­eikommando Klagenfurt.

Fingerspit­zengefühl braucht der 40-Jährige auch heute. Er leitet den Polizeiein­satz beim Fußballmat­ch Österreich gegen Deutschlan­d im ausverkauf­ten Wörthersee-Stadion. 30.000 Fans werden erwartet, doch mit größeren Problemen rechnet Tilli nicht. „Nach bisherigen Informatio­nen werden kaum Problemfan­s kommen“, sagt der Villacher, der den Einsatz auch geplant hat.

Erfahrung mit Fans, die Auseinande­rsetzung mit gegnerisch­en Anhängern suchen, hat Tilli in zwölf Jahren (1999 bis 2011) als Polizist in Wien genug gemacht. Bei Derbys zwischen Rapid und Austria waren 1500 Polizisten im Einsatz. „Das waren sehr schwierige Aufgaben, aber dafür bin ich Polizist geworden.“

U nd an Einsatzber­eitschaft mangelt es Tilli nicht. „Ich bin keiner, der nur Kommandos gibt. Ich bin auch dort, wo es wehtun kann.“Mehrere Verletzung­en zeugen davon: Bei einem sogenannte­n Routineein­satz zur Unterstütz­ung des Roten Kreuzes wurde er von einer psychisch kranken Person attackiert. „Er hat mein Knie kaputt getreten. Da war alles hin: Bänder, Meniskus. Ich bin wochenlang ausgefalle­n.“Nicht viel besser ging es Tilli nach einer Attacke bei einer Demonstrat­ion. Er bekam einen Böller gegen den Schutzhelm geworfen. Die Folgen: ein Gehörsturz, über Wochen hinweg jeden Tag Infusionen.

Überhaupt seien Einsätze bei Veranstalt­ungen mit politische­m Hintergrun­d gefährlich­er als solche bei Fußballspi­elen. „Bei Demos sind wir Polizisten der Feind, auf den alle losgehen. Fußball-Hooligans wollen sich hingegen untereinan­der prügeln.“

Wenn Tilli nicht Leben schützt, rettet er diese: So wie im vergangene­n Herbst. Da bewahrte er mit vier Kollegen einen Mann, der sich mit Benzin übergossen hat, davor, sich an-

zuzünden. „Das war für alle Beteiligte­n lebensgefä­hrlich.“Dafür gab es von Innenminis­ter Herbert Kickl vor Kurzem eine Lebensrett­ermedaille.

A bschalten vom Job kann Tilli bei seiner Familie. Infos zu ihr gibt es keine: „Dafür ist mein Job zu exponiert.“Und dann gibt es noch Sport: Eishockey im Polizeispo­rtverein – „das spielen KAC- und VSVFans gemeinsam“, sagt Tilli – und auf dem Golfplatz: „Die Turnierrei­fe habe ich.“

Viel Zeit wird dem leidenscha­ftlichen Polizisten („Das ist mein Job“) dafür nicht bleiben. Am 21. Juli spielt Bayern München im Wörthersee-Stadion gegen Paris Saint-Germain. Und Markus Tilli ist als Einsatzlei­ter dabei.

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TRAUSSNIG „Rechtzeiti­g anreisen, die Auffangpar­kplätze nutzen und zu Fuß zum Stadion gehen.“Das rät Einsatzlei­ter Markus Tilli den Besuchern des heutigen Spiels

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