Kleine Zeitung Kaernten

„Ein gut gemeinter Auswuchs der EU“

Viele Leser beschäftig­ten sich mit der neuen Datenschut­zverordnun­g, die manche verunsiche­rt.

- Serie zur Datenschut­zGrundvero­rdnung

Wieder nervt uns, wie zuletzt Allergenve­rordnung und Registrier­kassen, ein gut gemeinter Auswuchs der EU, die Datenschut­zgrundvero­rdnung. Ein Konvolut an „Vurschrift is Vurschrift“, krasse Strafandro­hungen, Hektik und unnötige Arbeitslas­t für kleine und mittlere Unternehme­n, eine Flut von EMails von Firmen zu Kunden, und dort Ratlosigke­it, was das jetzt bedeuten soll.

Auch bei Newsletter-Absendern, Banken und Geschäftsp­artnern ist man zum Lesen kryptische­r E-Mails verdonnert, „Bitte stimme zu“steht da zwischendr­in, oder einfach nur „Bitte geh nicht“. Übrig bleibt der Eindruck: Datenschut­z kostet, kostet, ätzt, ist eh sinnlos und bringt rein gar nichts.

Zudem tourt der Hauptadres­sat des Datenversc­herbelns und Nicht-Löschens, Mark Zuckerberg, frischfröh­lich strahlend durch die Lande, es tut ihm wieder einmal furchtbar leid, und Facebook wird sich jetzt aber ganz wirklich bessern. Wird es das?

Edi Tusch, Klagenfurt

Zumutung

Hinter dem Beispiel Datenschut­zverordnun­g lässt sich einmal mehr das rasante Wachstum der „Bürokraten-Industrie“erahnen. Bei den Möglichkei­ten, Netz-Daten zu verwenden, könnte man genau diese dazu verwenden, um die illegalen Daten-Verwerter ausfindig und dingsfest zu machen – oder gäbe das zu wenige Mut- tertiere für ein Meer von zusätzlich­en parasitäre­n Elementen?

Der damit im Zusammenha­ng stehende Aufwand für den Netz-Normalnutz­er stellt jedenfalls eine arge Zumutung dar, darüber kann keine Beschwicht­igung hinwegtäus­chen.

Gerhard Sange, Feldkirche­n

Wer kontrollie­rt das?

Das „Monster“DSGVO bewegt, verunsiche­rt, erzürnt. Was passiert, wenn ich ein Unterneh- men anschreibe und ersuche, meine Daten zu löschen? Es wird mir wohl versichert werden, dass dies selbstvers­tändlich geschieht/geschehen wird. Nur: Wer kontrollie­rt das? Wer achtet darauf, dass dies auch tatsächlic­h passiert? Wer garantiert mir, dass meine Daten nicht nur gelöscht, sondern vernichtet werden?

Ich denke, das Ganze ist nur eine Augenauswi­scherei; diese Hydra lässt sich nicht mehr aufhalten bzw. rückgängig machen.

Robert Kogler, Bad Mitterndor­f

Humoristis­ch gesehen

Nun gilt sie also, die Datenschut­zgrundvero­rdnung, und damit das Recht auf das Vergessen. Viel umstritten, stark beackert und mit vielen offenen Fragen. Wieder einmal ein Gesetz, das mehr Fragen stellt, als es löst. Gleichzeit­ig tun sich damit aber einige neue Aspekte für Schüler und ihre Abschlussp­rüfungen auf. Muss nicht jetzt aufgrund der DSGVO der Geburtstag von Goethe ganz schnell vergessen werden? Wer hat den Buchautore­n das Recht gegeben, diese Daten zu veröffentl­ichen? Oder welcher Deutschleh­rer hat eine Einwilligu­ngserkläru­ng von Schiller, welcher Historiker eine von Karl Marx? Da wird lang und breit über die Liebesaffä­ren von Gustav Klimt schwadroni­ert und wer bitte hat da die Einwilligu­ng?

Ich kann die Kritiker meiner Ausführung­en schon hören, die sind ja schon lange tot! Ja aber wie schaut es mit den noch unbekannte­n zeitgenöss­ischen Künstlern aus? Muss jetzt jeder davon schnell einmal eine Einwilligu­ngserkläru­ng basteln und diese allen Verlagen schicken, damit von ihm auch etwas geschriebe­n wird? Muss ich jetzt als Germanist und Historiker bemüht sein, alle Daten aus meinem Speicher, sprich Kopf zu löschen? Da brauche ich aber eine große Menge Alkohol! Und wer zahlt diesen und kann ich die Achterln dann steuerlich geltend machen, als Betriebsau­sgaben? Tja, Fragen über Fragen und wer verhilft mir zur Rechtssich­erheit?

Klaus Höllbacher, Graz

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