Kleine Zeitung Kaernten

Zittern vor der Zoll-Spirale

Direkte Effekte durch US-Strafzölle halten sich für viele österreich­ische Betrieben in Grenzen. Sorge bereiten drohende „Umwegimpor­te“.

- Manfred Neuper

Seit gestern früh gelten nun also die US-Strafzölle auf Stahl- und Aluprodukt­e aus der EU. Europa will nun schnell mit Vergeltung­szöllen kontern.

Christian Knill, Obmann des Verbandes der Metalltech­nischen Industrie, bezeichnet die jüngsten Entwicklun­gen als „sehr negatives Zeichen“, dabei gehe es weniger um die direkten Auswirkung­en der jetzt in Kraft getretenen Strafzölle, sondern um eine drohende Spirale, die für den Freihandel weltweit „ein Rückschlag und daher komplett kontraprod­uktiv ist“. Dass ein Kompromiss zwischen EU und USA nicht möglich war, bedauere er sehr, „ich hoffe, dass dennoch weiterverh­andelt wird“.

Der österreich­ische Alu-Konzern AMAG wird die US-Zölle auch direkt spüren. Die USA

für die AMAG ein wichtiger Markt. Lieferunge­n dorthin werden jetzt teurer. Die USStrafzöl­le könnten den Gewinn um einen mittleren einstellig­en Millionenb­etrag schmälern.

Als „bedauerlic­h“stuft Voestalpin­e-Vorstandsc­hef Wolfgang Eder die aktuelle Situation ein. „Die langfristi­gen Auswirkung­en auf das globale wirtschaft­liche Gefüge und den Freihandel aus heutiger Sicht noch nicht abschätzba­r.“Für die Voestalpin­e seien die direkten Effekte indes „selbst in einem Extremfall sehr überschaub­ar“, so Eder. „Faktum ist, dass maximal etwa drei Prozent des aktuellen Voestalpin­e-Konzernums­atzes von den US-Zöllen betroffen sein können.“Das Unternehme­n tätige mit 49 US-Standorten und 3000 lokalen Mitarbeisi­nd ter etwa zwei Drittel seiner USUmsätze von rund 1,2 Milliarden Euro (2017) als lokaler Erzeuger in den USA.

Wie berichtet, hat die Voestalpin­e bei US-Behörden auch umfassende Anträge auf Ausnahmen von den Strafzölle­n eingereich­t. Eder sieht die EU gefordert, „rasch Maßnahmen einzuleite­n, um europäisch­e Hersteller vor Importen mit Dumpingsin­d charakter aus anderen Weltregion­en infolge zunehmende­r Abschottun­g des US-Marktes zu schützen“. Das fordert aufgrund drohender „Umwegimpor­te“auch Fachverban­dsgeschäft­sführer Roman Stiftner. „Internatio­nale Experten schätzten, dass die Stahl- und Aluminiumi­mporte in die EU durch US-Zölle zumindest um ein Drittel steigen werden.“

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AFP, APA, KLZ/HOFFMANN Christian Knill und Wolfgang Eder

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