Franco weiß sehr genau, wie Jogi tickt
Österreichs Fußballteam fordert heute in Klagenfurt Weltmeister Deutschland heraus. Teamchef Franco Foda sieht eine Chance. Jogi Löw lobt die Österreicher.
Ein klein bisschen listig blickte Franco Foda am Tag vor dem großen Duell nach vorne. „Sie haben auch Schwächen“, sagte der Trainer des österreichischen Nationalteams zum heutigen Match gegen Deutschland, nachdem die überragende Klasse des Weltmeisters zur Genüge besprochen worden war. Diese, also die „kleinen“Schwächen, werde er, der selbst zwei Länderspiele für Deutschland absolviert hat, nicht in aller Öffentlichkeit breittreten. Bei aller Hochachtung vor der Prominenz des Gegners – etwas Spielraum will sich der Teamchef schon gönnen für eine Überraschung. „Respekt ist da, aber damit hat es sich auch schon. Wir wissen, was wir können, ich gehe davon aus, dass meine Mannschaft Vertrauen hat.“
Mit Jogi Löw verbinden Foda persönliche Erinnerungen, denn Mitte der 90er-Jahre waren beide beim VfB Stuttgart engagiert. „Ich weiß, wie Jogi tickt, ich hatte ihn ja selbst als Trainer“, erklärte Foda. „Er legt viel Wert darauf, dass seine Mannschaft Fußball spielt.“Unter der sportlichen Leitung Löws verfüge Deutschland über ein „extrem gutes Positionsspiel“, die Mannschaft agiere äußerst ballsicher, sei technisch sehr versiert. „Wir dürfen nicht überrascht sein, wenn wir weniger Ballbesitz haben.“Will Österreich eine Chance haben, dürfe es – Test-/Freundschaftsspiel hin oder her – keine Schonung geben. Rücksicht auf den Gegner, weil dieser sich auf eine WM vorbereitet, kommt keinesfalls infrage. „Wir werden 100 Prozent geben. Gegen Deutschland zu bestehen, kann nur funktionieren, wenn du am Limit spielst. Wir müssen aggressiv, bissig und on fire sein“, meint Foda.
Löw sprach im Trainingslager in Südtirol durchaus anerkennend über das rot-weiß-rote Team. „Österreich ist eine gute Mannschaft, die uns sehr viel abverlangen wird. Sie hat unter Franco Foda in vier Spielen vier Siege erreicht, darunter auch gegen Uruguay, das hat schon eine Aussagekraft“, meinte Löw, der vor allem das variable Spiel der Österreicher, die „gute Spielanlage“und den Kombinationsfußball erwähnte. Viele seien „Leistungsträger bei ihren Klubs in der deutschen Bundesliga. Das ist ein großer Unterschied zu früher“, würdigte der Bundestrainer den Gegner.
Erstmals seit der EM 2016 (0:0 gegen Portugal) wird Österreich heute gegen ein echtes Topteam spielen. Abgesehen von dieser (schlechten) Partie war das rot-weiß-rote Team in den vergangenen sechs Jahren gerade einmal gegen Brasilien (1:2/2014) und zweimal gegen Deutschland (0:3/2013 und 1:2/ 2012) Außenseiter. „Echte Weltklassegegner sind enorm wichtig für die Entwicklung. Mit denen will sich jeder messen, nach diesen Duellen weiß man, wo man wirklich steht“, sagt Kapitän Julian Baumgartlinger. Vielleicht tut es den Österreichern gut, gegen eine vermeintliche Übermacht anzutreten. Denn trotz der Niederlagen wussten sie schon damals gegen Brasilien und Deutschland zu überzeugen.