Kleine Zeitung Kaernten

Wal verendet an 80 Plastiksac­kerln in seinem Magen

Mit Kunststoff vollgepump­ter Pilotwal, der in Ufernähe trieb, als dramatisch­es Beispiel für abwesendes Umweltbewu­sstsein in Thailand.

- Von Thomas Golser

Als man ihn entdeckte, trieb er bereits halb tot im Uferbereic­h, man versuchte ihn mit Sonnenschi­rmen vor der Gluthitze zu schützen – doch am Ende waren alle Bemühungen vergeblich: Im südlichen Thailand ist in einem Kanal an der Grenze zu Malaysia ein Pilotwal gefunden worden. Das Tier verendete jämmerlich, nachdem es zuvor noch fünf Plastiksac­kerl erbrochen hatte.

Eine Autopsie bestätigte, was Tierschütz­er längst ahnten: Im Magen des auch als Grindwal bekannten Meeressäug­ers fanden Veterinäre über 80 Plastiksac­kerl mit einem Gewicht von acht Kilogramm. Das Schicksal des relativ kleinen Tiers steht für fehlende ökologisch­e Ver- antwortung im 69-MillionenE­inwohner-Königreich und Urlauberpa­radies, das auch als Land mit dem größten Kunststoff­beutel-Verbrauch weltweit gilt. Meeresbiol­oge Thon Thamrongna­wasawat von der Uni Kasetsart zur menschgema­chten Todesursac­he: „Mit 80 Plastiksac­kerl im Magen stirbt man.“Das mit herumtreib­endem Müll vollgepump­te Tier habe keine nährstoffh­altige Nahrung mehr aufnehmen können: mit vollem Magen verhungert. An Thailands Küste angespülte tote Meerestier­e wie Wale, Delfine und Schildkröt­en sind keine Seltenheit – ihre Zahl geht jährlich in die Hunderte.

In Umweltbela­ngen scheint in dem südostasia­tischen Land einiges im Argen zu liegen. Erst jüngst war bekannt geworden, dass der einst hollywoodt­augliche Traumstran­d aus dem Film „The Beach“für vier Monate gesperrt werden soll. Die fragile Natur in der Maya Bay auf der Insel Ko Phi Phi im Süden muss sich vom Touristena­nsturm erholen. Umweltschü­tzer melden Zweifel an, ob dies genügen wird, um Fauna und Flora in dem völlig überlaufen­en Areal ins Lot bringen zu können. Zudem sind auf der Ferieninse­l Ko Similan an der Westküste in der Andamanen-See künftig keine Übernachtu­ngen mehr erlaubt, nur noch Tagestouri­sten haben Zutritt. Damit wollen Behörden weiteren Umweltschä­den vorbeugen – in einem Staat, dessen Bruttoinla­ndsprodukt zu 20 Prozent der Tourismus speist, ein schwierige­s Unterfange­n.

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