Ein Sieg wie ein Donnerschlag
Nach 32 Jahren feierte Österreichs Fußball-Nationalteam gegen Deutschland wieder einen Sieg. Der Weltmeister wurde 2:1 geschlagen.
Hagel und Regenguss hätten es beinahe verhindert: Österreich schlägt Deutschland in Klagenfurt mit 2:1 und schreibt Fußballgeschichte: Es ist der erste Sieg nach 32 Jahren.
Er hat die Luft klargespült, der Regen, der das Match beinahe zum Erliegen gebracht hätte, und den Blick freigegeben auf den Fußball der höheren Ordnung. Schon lange nicht mehr war die österreichische Fußball-Nationalmannschaft mit einem Gegner der obersten Kategorie konfrontiert gewesen, nun bekamen die Spieler zu spüren, was es heißt, gegen Deutschland zu spielen.
Und sie begannen es zu erkennen. Das Schönste daran: Österreich ist mittendrin statt nur dabei. Nach einem in der zweiten Hälfte überragenden Spiel wurde der Weltmeister 2:1 geschlagen. Es war der erste Sieg nach 32 Jahren. Und Fodas Serie hielt auch, wo es nicht für möglich gehalten worden war: fünfter Sieg in Spiel fünf. „Das können wir jetzt genießen“, sagte der hocherfreute Teamchef, der aber gleich wieder warnte: „Es ist schön und ich bin überglücklich, dass es uns gelungen ist, Deutschland zu schlagen, aber wir dürfen jetzt nicht gleich wieder durchdrehen.“
Die Partie war mit 100 Minuten Verspätung angepfiffen worden, und der Platz noch nass. Die Deutschen wirkten staubtrocken, sie kehrten in den ersten 20 Minuten den Status des Weltmeisters hervor. Die Dominanz des Anfangs war stark genug, um die Österreicher in einen Doppelfehler zu treiben. Martin Hinteregger patzte, passte zurück auf den anstelle von Lindner ins Tor gestellten Jörg Siebenhandl, dessen Abschlag in Mesut Özil einen dankbaren Abnehmer fand. Der Ball sprang von der Innenstange ins Tor (11.). Beinahe hätte Julian Brandt in der 20. Minute auf 2:0 erhöht, doch Siebenhandl beglich mit toller Abwehr seine Schuld. „Da hätten wir das Spiel frühzeitig entscheiden können“, sagte Deutschlands Bundestrainer Jogi Löw.
Schön langsam, aber mit erhöhtem Tempo wagten sich die Österreicher aus der Deckung, und suchten selbst den Weg in die Offensive. Florian Grillitsch prüfte den auf WM-Probe spielenden Manuel Neuer mit einem Überraschungscoup aufs kurze Eck, doch Deutschlands Nummer eins bewies, warum ihm der Bundestrainer vertraut.
Die zweite Hälfte war verbunden mit dem Eintritt in ein neues Spiel. Das Team von Franco Foda hatte beschlossen, sich auf den erlernten Fußball der zeitgemäßen Art zu verlegen, und ließ die Deutschen mit Tempospiel und Chancen im Minutentakt schmähstad werden. „Sie waren mutig und haben sich etwas zugetraut. Das gibt Vertrauen, denn sie sehen, dass auch gegen so einen Gegner etwas möglich ist“, so der Teamchef. Nach einem von David Alaba in den Strafraum gehobenen Corner kam Hinteregger herangestürmt und der Kärntner donnerte den Ball zum Ausgleich ins Netz. Das Publikum tobte, das Stadion erlebte nach dem Starkregen ein mittleres Erdbeben.
Mit dem Remis wollten sich die Österreicher nicht zufriedengeben. Löws Spieler sahen sich einem rot-weiß-roten Angriffswirbel ausgesetzt. Alaba und Marko Arnautovic fanden großartige Gelegenheiten vor. Es fehlte nur noch der gelungene Abschluss. Aber nach einem
Gewinnen ist schön, gegen Deutschland zu gewinnen ist noch schöner. Sie spielen trotzdem um den WM-Titel mit.
Alessandro Schöpf
über viele Stationen und auch mit Bedacht vorgetragenen Angriff war Alessandro Schöpf zur Stelle und schoss zum umjubelten Siegestor ein.
Löw war enttäuscht von seiner Mannschaft. „Wir haben durch Eigenverschulden verloren. Es gab ungewöhnlich viele Ballverluste“, meinte der Teamchef, der die Leistung der Österreicher aber „nicht schmälern“wollte. „Ihr Sieg ist absolut verdient, sie haben sich wirklich stark gesteigert.“