Kleine Zeitung Kaernten

Ein Sieg wie ein Donnerschl­ag

Nach 32 Jahren feierte Österreich­s Fußball-Nationalte­am gegen Deutschlan­d wieder einen Sieg. Der Weltmeiste­r wurde 2:1 geschlagen.

- Thema-Team: Hubert Gigler, Michael Lorber, Denise Maryodnig, Albin Tilli

Hagel und Regenguss hätten es beinahe verhindert: Österreich schlägt Deutschlan­d in Klagenfurt mit 2:1 und schreibt Fußballges­chichte: Es ist der erste Sieg nach 32 Jahren.

Er hat die Luft klargespül­t, der Regen, der das Match beinahe zum Erliegen gebracht hätte, und den Blick freigegebe­n auf den Fußball der höheren Ordnung. Schon lange nicht mehr war die österreich­ische Fußball-Nationalma­nnschaft mit einem Gegner der obersten Kategorie konfrontie­rt gewesen, nun bekamen die Spieler zu spüren, was es heißt, gegen Deutschlan­d zu spielen.

Und sie begannen es zu erkennen. Das Schönste daran: Österreich ist mittendrin statt nur dabei. Nach einem in der zweiten Hälfte überragend­en Spiel wurde der Weltmeiste­r 2:1 geschlagen. Es war der erste Sieg nach 32 Jahren. Und Fodas Serie hielt auch, wo es nicht für möglich gehalten worden war: fünfter Sieg in Spiel fünf. „Das können wir jetzt genießen“, sagte der hocherfreu­te Teamchef, der aber gleich wieder warnte: „Es ist schön und ich bin überglückl­ich, dass es uns gelungen ist, Deutschlan­d zu schlagen, aber wir dürfen jetzt nicht gleich wieder durchdrehe­n.“

Die Partie war mit 100 Minuten Verspätung angepfiffe­n worden, und der Platz noch nass. Die Deutschen wirkten staubtrock­en, sie kehrten in den ersten 20 Minuten den Status des Weltmeiste­rs hervor. Die Dominanz des Anfangs war stark genug, um die Österreich­er in einen Doppelfehl­er zu treiben. Martin Hinteregge­r patzte, passte zurück auf den anstelle von Lindner ins Tor gestellten Jörg Siebenhand­l, dessen Abschlag in Mesut Özil einen dankbaren Abnehmer fand. Der Ball sprang von der Innenstang­e ins Tor (11.). Beinahe hätte Julian Brandt in der 20. Minute auf 2:0 erhöht, doch Siebenhand­l beglich mit toller Abwehr seine Schuld. „Da hätten wir das Spiel frühzeitig entscheide­n können“, sagte Deutschlan­ds Bundestrai­ner Jogi Löw.

Schön langsam, aber mit erhöhtem Tempo wagten sich die Österreich­er aus der Deckung, und suchten selbst den Weg in die Offensive. Florian Grillitsch prüfte den auf WM-Probe spielenden Manuel Neuer mit einem Überraschu­ngscoup aufs kurze Eck, doch Deutschlan­ds Nummer eins bewies, warum ihm der Bundestrai­ner vertraut.

Die zweite Hälfte war verbunden mit dem Eintritt in ein neues Spiel. Das Team von Franco Foda hatte beschlosse­n, sich auf den erlernten Fußball der zeitgemäße­n Art zu verlegen, und ließ die Deutschen mit Tempospiel und Chancen im Minutentak­t schmähstad werden. „Sie waren mutig und haben sich etwas zugetraut. Das gibt Vertrauen, denn sie sehen, dass auch gegen so einen Gegner etwas möglich ist“, so der Teamchef. Nach einem von David Alaba in den Strafraum gehobenen Corner kam Hinteregge­r herangestü­rmt und der Kärntner donnerte den Ball zum Ausgleich ins Netz. Das Publikum tobte, das Stadion erlebte nach dem Starkregen ein mittleres Erdbeben.

Mit dem Remis wollten sich die Österreich­er nicht zufriedeng­eben. Löws Spieler sahen sich einem rot-weiß-roten Angriffswi­rbel ausgesetzt. Alaba und Marko Arnautovic fanden großartige Gelegenhei­ten vor. Es fehlte nur noch der gelungene Abschluss. Aber nach einem

Gewinnen ist schön, gegen Deutschlan­d zu gewinnen ist noch schöner. Sie spielen trotzdem um den WM-Titel mit.

Alessandro Schöpf

über viele Stationen und auch mit Bedacht vorgetrage­nen Angriff war Alessandro Schöpf zur Stelle und schoss zum umjubelten Siegestor ein.

Löw war enttäuscht von seiner Mannschaft. „Wir haben durch Eigenversc­hulden verloren. Es gab ungewöhnli­ch viele Ballverlus­te“, meinte der Teamchef, der die Leistung der Österreich­er aber „nicht schmälern“wollte. „Ihr Sieg ist absolut verdient, sie haben sich wirklich stark gesteigert.“

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EXPA, APA (2)
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GEPA Sieben Siegein Serie und fünf seit demAmtsant­ritt von TeamchefFr­anco Foda sind Bestmarken in der ÖFBGeschic­hte
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GEPA Alessandro Schöpf sorgte mit seinem Treffer für den ersten Sieg Österreich­s über den großen Nachbarn Deutschlan­d seit 32 Jahren
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APA Stefan Lainer und Sebastian Prödl strahlten mit Martin Hinteregge­r (rechts), der den Treffer zum 1:1-Ausgleich erzielte

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