Das Binnen-I bleibt umstritten
Auch unsere männlichen Leser machen sich viele Gedanken zum Gendern und nehmen dabei ganz unterschiedliche Positionen ein.
„Eine Verhöhnung der Wehrpflichtigen?“, 26. 5.
Man muss Herrn Verteidigungsminister Kunasek recht geben: Das Binnen-I ist definitiv „hopertatschig“zu lesen und sollte abgeschafft werden. Gerechterweise schlage ich vor, nachdem die letzten tausend Jahre die männliche Ausdrucksform für alle Bezeichnungen verwendet wurde, die nächsten tausend Jahre die weibliche zu verwenden. Ist ja kein Problem, denn Diskriminierung liegt keine vor und mit Gleichberechtigung hat das alles nichts zu tun.
DI Wolfgang Faller, Villach
Küss die Hand
Sehr geehrte Frau Kerschbaumer, festhaltend, dass ich mich mit mancher Ihrer Ansichten durchaus identifizieren kann, soll die o. a. Kolumne nicht unwidersprochen bleiben. Glauben Sie wirklich, dass Gendern und Binnen-I etwas mit Wertschätzung zu tun haben? Ich glaube, dass Sie da den Feministen und Quoten-Frauen auf den Leim gegangen sind und Genus mit Sexus verwechseln.
Im Übrigen glaube ich, dass im althergebrachten „Küss die Hand“weit mehr Wertschätzung steckt als im Gendern, Binnen-I und in der Forderung nach Quoten-Frauen. Sicher sind viele Fehler gemacht worden, die ausgemerzt gehören, aber eine Sprach-Verhunzung ist dafür wohl nicht geeignet.
DI Peter-Christian Herbrich,
Radenthein
Wo ist das Problem?
Die Diskussion über das Binnen-I wird platt geführt. So werden die Gründe, warum es eingeführt wurde, völlig ausgeblendet: dass z. B. bei angesehenen Berufen meist nur die männliche, bei schlecht bezahlten die weibliche Form gewählt wird. Die Manager und Direktoren auf der einen und auf der anderen Seite die Kindergärtnerinnen, Verkäuferinnen und Putzfrauen. Wie soll sich etwas ändern, wenn man die Ungleichbehandlung schon in der Sprache einzementiert?
Man kann das Binnen-I auch leicht umgehen: Statt von Dienstnehmerin/Dienstnehmer zu sprechen, kann man genauso das Wort Personal nehmen und statt Vorgesetzte/Vorgesetzter das Wort „Leitung“. Also wo ist das Problem?
Wolfgang Palle, Graz
Menschenverachtung
„Mehr Deutsch, mehr Geld“, 29. 5. Die von der Regierung geplante „Reform“des Bezugs der Mindestsicherung knüpft die Höhe unter anderem an den Erwerb der deutschen Sprache, demnächst vielleicht an den Dialekt. Wie viele Österreicherinnen und Österreicher wird das wohl auch treffen?
Aber dieser Regierung ist alles wurscht, was mit Menschenrechten zu tun hat. Eine Sprache lernen/können ist eine höchst individuelle Sache. Die bloße Existenzsicherung davon abhängig zu machen: niederträchtig.
würde dann schon lieber die Denkfähigkeit von Politikern, die so etwas aushecken, mit ihren Lohnbezügen junktimieren. Aber so weit geht meine Menschenverachtung nicht.
Georg Buß, Klagenfurt
Europas Ohnmacht
Es ist lächerlich, wie Europa auf die Einführung der US-Strafzölle antwortet. Die Wirtschaft Europas wird schrumpfen, auch wenn uns aus Brüssel etwas anderes erzählt wird. Genialer Schachzug von Trump, um die Ohnmacht Europas zu offenbaren.
Ernst Pitlik, Wien
Verweigerung
„Karantanien in neuem Licht“, 26. 5.
Die Hallstattzeit zu fluten, anstatt sie als Roseggzeit auf ewig für Kärnten in den Dienst zu stellen, einen echten Keltenberg samt Hauptstadt des Königreichs Norikum, Noreja, jahrzehntelang zu plündern, statt zu ergraben, die Austria Romana über und vor alles zu stellen und Virunum trotz Marmor und Stein nicht sichtbar zu machen, im Ressort Urund Frühgeschichte die nächste Ressource, das Projekt Frühmittelalter, verkümmern zu lassen – es gehört schon viel Verweigerung dazu, die eigene GeschichIch
te nicht zu erschließen. Die Erforschung der Ethnogenese der Kärntner könnte doch noch stattfinden. Nicht zufällig hat die Öffentlichkeit das Frühmittelalter ins Herz geschlossen, die Zeit, als der Kärntner „entstand“.
Es geht um das Lebenswerk des Paul Gleirscher, eine Fleißund Trotzaufgabe, die ohne ausreichende Budgets und Personal beachtenswert mutig Mythen und Konstruktionen einreißt und einen Diskurs im Kern der Kärntner Identität initiiert. Wer Gleirscher liest, muss viel Ballast abwerfen, fängt zu denken und zu diskutieren an.
Aber wo? Wir haben a bissale
Keltenwelt, Pfahlbau und Kleinarbeit allen Orts statt Schwerpunktsetzung, Projektorganisation, Öffentlichkeitsarbeit, um Kärnten auch wirtschaftlich zu beflügeln. Das muss angesichts der verpassten Einstiege „500 Jahre Klagenfurt“und „100 Jahre Volksabstimmung“gesagt werden.
Statt Aufarbeitung und Zukunftsgewinnung durfte das Publikum mit versammelter internationaler Wissenschaft ihren Gleirscher im Landesarchiv nichts fragen. Wie schon bei der Grafenauer-Präsentation wurde Dialog unterbunden und zu den Brötchen gerufen.
Del Vede, Pfannsdorf/Klagenfurt