Kleine Zeitung Kaernten

Entlastung für UN-Soldaten

Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass sich die heimischen UN-Soldaten am Golan mandatskon­form verhalten haben. Das Verteidigu­ngsministe­rium wurde informiert.

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Es sind erschütter­nde Szenen, die auf einem dem „Falter“zugespielt­en Video zu sehen sind. Neun syrische Geheimpoli­zisten passierten am 29. September 2012 einen Kontrollpo­sten österreich­ischer UNDOF-Soldaten am Golan. Wenige Minuten später waren alle neun Männer tot. Erschossen aus einem Hinterhalt, der den Österreich­ern bereits zuvor bekannt war. Dennoch haben sie die Syrer nicht gewarnt, so die Vorwürfe.

Die von Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) beauftragt­e Kommission unter der Leitung von Heeres-Disziplina­ranwalt Herbert Walzer hat in den vergangene­n Wochen die Videos und Fotos des Vorfalls ausgewerte­t, die Betroffene­n befragt und Hunderte Dokumente durchforst­et. Ergebnis laut Walzer: Die Soldaten hatten strikte Anweisung, sich nicht in bewaffnete Auseinande­rsetzungen einzumisch­en und auch sonst „jegliches Verhalten zu unterlasse­n, das von einer der Konfliktpa­rteien als Einmischun­g gesehen werden konnte“. Sie hätten sich demnach mandatskon­form, also korrekt verhalten.

Eine kleine Warnung ließ der österreich­ische Postenkomm­andant, der mit den syrischen Geheimpoli­zisten vor deren Einfahrt in die Zone mit dem Hinterhalt Kontakt hatte, womöglich doch zukommen. Er habe

den Syrern auf Englisch mitgeteilt: „Passt auf, passt auf.“Damit habe der Soldat laut Walzer jedenfalls „das Maximum seiner Handlungsf­reiheit genützt“. Mehr habe er aufgrund der Befehlslag­e nicht tun dürfen. Letztlich habe nie die Chance bestanden, ein Gefecht zu verhindern: Wären die Geheimpoli­zisten definitiv auf den Hinterhalt aufmerksam gemacht worden, hätten sie sich nicht zurückgezo­gen, sondern Verstärkun­g angeforder­t.

Dass sowohl vom Aufbau des Hinterhalt­s als auch dem über eine Stunde dauernden Feuergefec­ht Videos und Fotos gemacht wurden, sei im Sinne der Dokumentat­ions- und Meldeaufga­ben der Soldaten durchaus gewünscht, sagte Walzer. „Ihre Kommentier­ung ist eine andere Sache“, meinte er zu auf der Aufnahme hörbaren Aussagen wie „Ana is scho owegfoin“oder „A poar Tote san scho“. Es habe sich dabei um einen 22Jährigen auf seinem ersten Einsatz gehandelt, der, von den Ereignisse­n offenbar schockiert, „zuerst gesprochen und dann nachgedach­t“habe. Er habe sich dafür entschuldi­gt.

Zu der Erklärung des damaligen Verteidigu­ngsministe­rs Norbert Darabos (SPÖ), er habe von dem Vorfall keine Kenntnis gehabt, erklärte Walzer, die Fakten seien sowohl an die UNO als auch an das Ministeriu­m in Wien gemeldet worden: „Da wurde nichts unterschla­gen.“

Allerdings sei die Meldung damals keine herausrage­nde gewesen, zumal es „fast täglich Schießerei­en“in der betroffene­n Region gegeben habe. Das Video sei ja erst sechs Jahre später thematisie­rt worden. Auch Ministeriu­msgenerals­ekretär Baumann meinte, der Minister sei wohl informiert worden, allerdings „nicht in diesem Detaillier­ungsgrad“.

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G APA Darabos sagt, ihm seien die Ereignisse nicht bekannt gewesen

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