Dominic Thiem im Halbfinale von Paris
Nach Sieg über Zverev wartet ein Außenseiter
Es war eine Machtdemonstration, die Dominic Thiem bei seinem 6:4, 6:2, 6:1-Viertelfinalsieg über Alexander Zverev in den Pariser Sand gezaubert hat. Auch, wenn sich der Weltranglisten-Dritte aus Deutschland Mitte des zweiten Satzes an seinem Oberschenkel behandeln lassen musste, war der 21-Jährige im für das Tennis als zukunftsweisend ausgerufenen Duell gegen Österreichs Nummer eins völlig abgemeldet. „Es ist nie leicht, wenn dein Gegner nicht bei einhundert Prozent ist. Die drei Fünfsatzpartien davor waren wohl etwas zu viel für ihn. Ich habe getan, was ich tun musste, habe ihn laufen lassen und bin fokussiert geblieben. Ein schöner Sieg für mich“, resümierte der Lichtenwörther.
rot-weiß-roten Sportseele drei Tage nach dem 2:1 der Fußballer den zweiten Erfolg über unsere nördlichen Nachbarn beschert hat („Ich glaube aber, dass die Bühne hier etwas größer war als bei einem Freundschaftsspiel“), trifft nun am Freitag im Halbfinale auf Italiens Sensationsmann Marco Cecchinato (ATP-Nr. 72), der Novak Djokovic mit 6:3, 7:6, 1:6, 7:6 verabschiedete.
Nach seinem Turniersieg in Lyon feierte Thiem bereits den neunten Erfolg in Folge und steht zur Belohnung zum dritten Mal in Serie in der Runde der letzten vier des bedeutendsten Sandplatzturniers der Welt. Damit hat er bereits Legende Thomas Muster überflügelt, der in Roland Garros „nur“1990 und 1995 im Semifinale stand, 1995 das Turnier aber auch als bisher einziger Österreicher gewinnen konnte. „Solange mir das nicht auch gelingt, brauche ich mich mit Muster nicht zu vergleichen“, betont Thiem.
Kann der 24-Jährige, der bereits 560.000 Euro Preisgeld sicher hat, seinen Level halten, scheint 23 Jahre später eine Wiederholung dieses Bravourstücks aber nicht mehr völlig utopisch. Weil er am Freitag ge- gen Cecchinato als Favorit auf den Platz marschieren wird. Und weil er im Falle eines Endspiels gegen Rafael Nadal erst in Madrid bewiesen hat, wie man den spanischen Sandplatzkönig entwaffnen kann.
Doch das ist alles Musik von übermorgen – nun gilt die volle Konzentration des WeltranglistenSiebenten dem Kräftemessen mit Cecchinato. „Er ist der Mann der Stunde und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Er hat noch nie ein Match bei einem Grand Slam gewonnen und steht jetzt im Halbfinale. Er kann völlig befreit drauflosspielen und das macht ihn gefährlich“, warnt Thiem sich selbst. Aber: „Für mich ist es jetzt Zeit für mehr. Ich will nicht in die Geschichte eingehen, weil ich drei Mal in Folge das Semifinale verloren habe. Die letzten zwei Jahre ist mein Level im Halbfinale jeweils abgefallen. Ich werde alles geben, damit ich dieses Jahr einen Schritt weitergehe.“
Das dritte Halbfinale – klingt
unglaublich. Als ich noch ein
Junior war, hätte ich das nie
erwartet.