Einfachere Angaben, neue Benotung: Nach Mathematik-Fiasko krempelt Minister Heinz Faßmann die Matura 2019 um.
Minister Heinz Faßmann kündigt für die Mathe-Reifeprüfung einfachere Angaben und ein neues Benotungssystem an. An den kritisierten Deutschklassen hält er fest.
Ab Herbst soll es für Kinder mit Sprachdefiziten Deutschförderklassen geben. Jetzt drohen Wiener Lehrer mit Boykott. Bleiben Sie hart?
HEINZ FASSMANN: Es entspricht nicht meinem Wesen, so hart zu sein, aber es wird kommen.
Kritiker meinen, Kinder lernen schneller Deutsch, wenn sie mit den Deutschsprachigen zusammen sind ... Das Ganze ist ja schon ein Kompromiss, denn die Deutschförderklassen werden teilintegrativ sein. Es wird getrennte Deutschgruppen geben, aber auch gemeinsame Stunden in der Klasse in einem Gebäude. Es soll keine Dauersituation sein, sondern eine Vorbereitungsmaßnahme.
Einige Direktoren und Lehrer bemängeln, die Deutschklassen kämen übereilt und es gebe noch keine ausreichenden Informationen. Was sagen Sie ihnen? Wir diskutieren seit Monaten, haben mit Lehrern und Gewerkschaft gesprochen, einen Leitfaden weitergegeben. Manchmal ist Information auch Holschuld.
Wie werden Sie reagieren, wenn es zum Lehrerstreik kommt? Ich will gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen nicht mit dem Dienstrecht begegnen. Aber man kann sich nicht aussuchen, ob man sich an ein Gesetz halten will.
Es gibt Befürchtungen, dass die Mittel für Sprachfördermaßnahmen mit der Einführung der Deutschklassen gekürzt werden. Können Sie das ausschließen? Wir haben die Maßnahme so gesetzt, dass es nur jene Kinder betrifft, die neu eintreffen. Das ist finanziell machbar. Das Budget
für die Deutschklassen beträgt 40 Millionen Euro pro Jahr. Das wird auch in den nächsten Jahren funktionieren.
Aber wird es Kürzungen im Vergleich zu jetzt geben? Nein. Wenn gelingt, was wir vorhaben, sinkt vielleicht sogar der finanzielle Bedarf. Wir hoffen, dass wir schon im Vorschulbereich einiges bewirken können.
Also ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr? Wir verhandeln derzeit mit den Ländern über eine Vereinbarung dazu. Verhandlungen mit den Ländern sind nie einfach (lacht).
Ab wann wird es das zweite Pflicht-Kindergartenjahr geben? Die Vereinbarung sollte ab dem 1. Jänner 2019 einsetzen.
Ein zweites dominierendes Thema ist die Zentralmatura. Sie haben nach der Fünferflut in Ma-
thematik Änderungen angekündigt. Kommen die schon 2019? Ja. Die nächste Matura wird im Prinzip zwar so ausschauen wie jetzt, aber mit zwei Änderungen: Die Fragen sollen verständlicher werden – weniger Text, raschere Fokussierung auf die eigentliche Aufgabenstellung. Dazu kommt die Benotung: Jetzt gibt es den Pluspunkt nur, wenn bei der Beantwortung einer Frage alles richtig ist. Sonst gibt es gar keinen. Das soll sich eine Expertengruppe ernsthaft anschauen.
Kritisiert wird ja auch, dass Schüler unterschiedlich viele
Stunden Mathematik haben, dann aber die gleiche Matura. Bleibt das so?
Bei den berufsbildenden höheren Schulen gibt es schon eine Differenzierung. Jetzt schauen wir darauf, ob man auch innerhalb der AHS nochmals differenzieren muss, etwa zwischen einem naturwissenschaftlichen und einem musischen Zweig.
ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner schlägt eine teilzentrale Matura vor mit einem zentralen und einem schulspezifischen schriftlichen Teil. Eine gute Idee?
Da fehlt mir noch das überzeu- gende Argument dafür. Bisher konnte es mir keiner liefern.
Auch Kompensationsprüfungen, mit denen Fünfer ausgebessert werden, stehen oft in der Kritik. Wird es sie weiterhin geben? Ich halte die Art, wie diese durchgeführt werden, für sehr vernünftig. Jeder kann einmal auf der Leitung stehen. Ab und zu ist es eben so, dass der Prüfer dann sagt: „Darüber denken Sie bitte noch mal nach.“Zu dieser Hilfestellung bekenne ich mich.
Noch ein Wort zur erneuten Kritik am Wiederaufleben der Studiengebühren für berufstätige Langzeitstudierende. Das Höchstgericht hat die Regelung aufgehoben, und weder die vorige noch die jetzige Regierung wollen das alte Gesetz reparieren. Das hieße nämlich, dass man sich die Gehaltszettel anschauen muss, was eine riesige Bürokratie bedeuten würde.