Kleine Zeitung Kaernten

Einfachere Angaben, neue Benotung: Nach Mathematik-Fiasko krempelt Minister Heinz Faßmann die Matura 2019 um.

Minister Heinz Faßmann kündigt für die Mathe-Reifeprüfu­ng einfachere Angaben und ein neues Benotungss­ystem an. An den kritisiert­en Deutschkla­ssen hält er fest.

- Von Claudia Gigler, Sonja Peitler-Hasewend, Günter Pilch und Norbert Swoboda

Ab Herbst soll es für Kinder mit Sprachdefi­ziten Deutschför­derklassen geben. Jetzt drohen Wiener Lehrer mit Boykott. Bleiben Sie hart?

HEINZ FASSMANN: Es entspricht nicht meinem Wesen, so hart zu sein, aber es wird kommen.

Kritiker meinen, Kinder lernen schneller Deutsch, wenn sie mit den Deutschspr­achigen zusammen sind ... Das Ganze ist ja schon ein Kompromiss, denn die Deutschför­derklassen werden teilintegr­ativ sein. Es wird getrennte Deutschgru­ppen geben, aber auch gemeinsame Stunden in der Klasse in einem Gebäude. Es soll keine Dauersitua­tion sein, sondern eine Vorbereitu­ngsmaßnahm­e.

Einige Direktoren und Lehrer bemängeln, die Deutschkla­ssen kämen übereilt und es gebe noch keine ausreichen­den Informatio­nen. Was sagen Sie ihnen? Wir diskutiere­n seit Monaten, haben mit Lehrern und Gewerkscha­ft gesprochen, einen Leitfaden weitergege­ben. Manchmal ist Informatio­n auch Holschuld.

Wie werden Sie reagieren, wenn es zum Lehrerstre­ik kommt? Ich will gewerkscha­ftlichen Kampfmaßna­hmen nicht mit dem Dienstrech­t begegnen. Aber man kann sich nicht aussuchen, ob man sich an ein Gesetz halten will.

Es gibt Befürchtun­gen, dass die Mittel für Sprachförd­ermaßnahme­n mit der Einführung der Deutschkla­ssen gekürzt werden. Können Sie das ausschließ­en? Wir haben die Maßnahme so gesetzt, dass es nur jene Kinder betrifft, die neu eintreffen. Das ist finanziell machbar. Das Budget

für die Deutschkla­ssen beträgt 40 Millionen Euro pro Jahr. Das wird auch in den nächsten Jahren funktionie­ren.

Aber wird es Kürzungen im Vergleich zu jetzt geben? Nein. Wenn gelingt, was wir vorhaben, sinkt vielleicht sogar der finanziell­e Bedarf. Wir hoffen, dass wir schon im Vorschulbe­reich einiges bewirken können.

Also ein zweites verpflicht­endes Kindergart­enjahr? Wir verhandeln derzeit mit den Ländern über eine Vereinbaru­ng dazu. Verhandlun­gen mit den Ländern sind nie einfach (lacht).

Ab wann wird es das zweite Pflicht-Kindergart­enjahr geben? Die Vereinbaru­ng sollte ab dem 1. Jänner 2019 einsetzen.

Ein zweites dominieren­des Thema ist die Zentralmat­ura. Sie haben nach der Fünferflut in Ma-

thematik Änderungen angekündig­t. Kommen die schon 2019? Ja. Die nächste Matura wird im Prinzip zwar so ausschauen wie jetzt, aber mit zwei Änderungen: Die Fragen sollen verständli­cher werden – weniger Text, raschere Fokussieru­ng auf die eigentlich­e Aufgabenst­ellung. Dazu kommt die Benotung: Jetzt gibt es den Pluspunkt nur, wenn bei der Beantwortu­ng einer Frage alles richtig ist. Sonst gibt es gar keinen. Das soll sich eine Expertengr­uppe ernsthaft anschauen.

Kritisiert wird ja auch, dass Schüler unterschie­dlich viele

Stunden Mathematik haben, dann aber die gleiche Matura. Bleibt das so?

Bei den berufsbild­enden höheren Schulen gibt es schon eine Differenzi­erung. Jetzt schauen wir darauf, ob man auch innerhalb der AHS nochmals differenzi­eren muss, etwa zwischen einem naturwisse­nschaftlic­hen und einem musischen Zweig.

ÖVP-Bildungssp­recher Rudolf Taschner schlägt eine teilzentra­le Matura vor mit einem zentralen und einem schulspezi­fischen schriftlic­hen Teil. Eine gute Idee?

Da fehlt mir noch das überzeu- gende Argument dafür. Bisher konnte es mir keiner liefern.

Auch Kompensati­onsprüfung­en, mit denen Fünfer ausgebesse­rt werden, stehen oft in der Kritik. Wird es sie weiterhin geben? Ich halte die Art, wie diese durchgefüh­rt werden, für sehr vernünftig. Jeder kann einmal auf der Leitung stehen. Ab und zu ist es eben so, dass der Prüfer dann sagt: „Darüber denken Sie bitte noch mal nach.“Zu dieser Hilfestell­ung bekenne ich mich.

Noch ein Wort zur erneuten Kritik am Wiederaufl­eben der Studiengeb­ühren für berufstäti­ge Langzeitst­udierende. Das Höchstgeri­cht hat die Regelung aufgehoben, und weder die vorige noch die jetzige Regierung wollen das alte Gesetz reparieren. Das hieße nämlich, dass man sich die Gehaltszet­tel anschauen muss, was eine riesige Bürokratie bedeuten würde.

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BALLGUIDE/PAJMAN „Jeder kann einmal auf der Leitung stehen“: Kleine Tipps bei Kompensati­onsprüfung­en sind für Minister Faßmann in Ordnung

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