Kleine Zeitung Kaernten

„La Macarena“ für die Erste Hilfe

Songs können das richtige Tempo für die Herzdruckm­assage vorgeben. Was Sie sonst noch wissen müssen, um Leben zu retten.

- Von Sonja Saurugger

Haben Sie ihn noch im Ohr? „La Macarena“, den Sommerhit aus den 90erJahren? Wenn ja, könnte das Leben retten, denn spanische Forscher haben herausgefu­nden, dass der Song die Qualität einer Herzdruckm­assage verbessern kann. Er gebe das richtige Tempo vor, berichten die Mediziner der Uni Barcelona. Trifft das nicht den Musikgesch­mack, kann man auch den Bee-GeesKlassi­ker „Stayin’ Alive“im Kopf haben: Hier ist der Titel Programm und wird in den USA daher schon lange als Taktgeber für die Herzdruckm­assage empfohlen. Doch leider kommt es noch immer viel zu selten dazu, dass Menschen überhaupt eingreifen, wenn ein anderer leblos zusammenbr­icht: „Wir kennen Zahlen aus Wien, wonach nur knapp mehr als 50 Prozent der Menschen, die einen Herzkreisl­auf-Stillstand beobachten, auch Hilfe leisten“, sagt Wolfgang Schreiber, Chefarzt des Österreich­ischen Roten Kreuzes. Wir erreichen Schreiber am Großglockn­er, wo er den Tag mit Schulungen in der Herz-LungenWied­erbelebung verbringt.

Herr Schreiber, wie viele Menschen überleben einen plötzliche­n Herzkreisl­auf-Stillstand? WOLFGANG SCHREIBER: Bei einem Kreislaufs­tillstand außerhalb des Krankenhau­ses überleben nur zehn Prozent der Betroffene­n ohne bleibende neurologis­che Schäden. Es gibt aber Regionen auf der Welt, wo die Chancen höher sind, in Skandinavi­en oder den USA. Dort gibt es Programme, die sicherstel­len, dass die Beobachter einer solchen Situation auch eingreifen.

Was sind die Gründe dafür, dass zu wenige Menschen helfen?

Einerseits glaube ich, ist der humanitäre Aspekt des Helfens in den letzten Jahrzehnte­n verkümmert. Viele neigen dazu, wegzuschau­en oder vorbeizuge­hen. Ein anderer Grund ist wohl die Angst, etwas falsch zu machen. Wir versuchen, diese Angst zu nehmen, denn: Wenn man mit Hausversta­nd auf eine Situation reagiert, kann man nichts falsch machen. Auch wenn die Herzdruckm­assage nicht optimal ausgeführt wird, ist das allemal besser, als gar nichts zu tun. Je schwerwieg­ender ein Notfall ist, desto weniger kann man falsch machen – aber desto größer ist leider auch die Scheu zu helfen. Aber ein Mensch mit einem Kreislaufs­tillstand ist verloren, wenn die Umstehende­n nicht helfen.

Woran erkennt man den Notfall Kreislaufs­tillstand?

Der Mensch sackt leblos zusammen, ist bleich, schlaff und reagiert weder auf lautes Rufen noch auf Schütteln. In einem solchen Fall sollte man kontrollie­ren, ob der Betroffene atmet, und sonst mit der Wiederbele­bung beginnen. Beim Erwachsene­n ist die Hauptursac­he dafür, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, das Blut durch den Körper zu pumpen, das sogenannte Kammerflim­mern. Viele Menschen ekeln sich vor der Beatmung – wie wichtig ist sie? Ein Beobachter, der bei einem Erwachsene­n Erste Hilfe leistet, kann auf die Beatmung verzichten. Erstens ist sie technisch schwierig durchzufüh­ren, zweitens haben Studien gezeigt, dass in der ersten Phase die Herzdruckm­assage viel wichtiger ist als die Beatmung. Bei Kindern ist oft ein Atemproble­m die Ursache für den Notfall, daher gilt hier: Mit der Beatmung beginnen!

 ??  ??
 ??  ?? Wolfgang Schreiber, Chefarzt Rotes Kreuz
Wolfgang Schreiber, Chefarzt Rotes Kreuz

Newspapers in German

Newspapers from Austria