Kleine Zeitung Kaernten

Brustkrebs: Wer braucht die Chemothera­pie?

- Es handelt Stöger

Als diese Studie auf dem alljährlic­hen größten Krebskongr­ess in Chicago vorgestell­t wurde, wurde sie mit dem Adjektiv „bahnbreche­nd“versehen. Denn sie liefere Antworten für eine Gruppe von Brustkrebs-Patientinn­en, bei der sich Mediziner bisher nicht sicher sein konnten: Brauchen diese Patientinn­en die Chemothera­pie wirklich? Oder sind die Belastunge­n größer als der eigentlich­e Nutzen?

„TailorX“heißt die Studie, die nun zeigt, dass 70 Prozent der Frauen, die an der häufigsten Form von Brustkrebs leiden, auf eine Chemothera­pie verzichten können. Es sind jene Frauen, deren Risiko für einen Rückfall sich im „Mittelbere­ich“befindet, wie Krebsmediz­iner Herbert Stöger von der Med Uni Graz nach seiner Rückkehr aus Chicago berichtet. So kannte man bisher bereits jene Gruppe von Frauen, deren Risiko für einen Rückfall so gering war, dass die Chemothera­pie nicht verabreich­t wurde – eine Niedrig-Risiko-Gruppe also. Genauso war aus Studien auch die Gruppe jener Frauen, deren Risiko für den Rückfall groß war, bekannt – typischerw­eise jüngere Frauen, mit einem sehr aggressive­n Tumor. Doch die Gruppe dazwischen, die Patientinn­en mit einem mittleren Rückfallri­siko, bereitete Medizinern Probleme – und stellt gleichzeit­ig aber die größte Gruppe an Patientinn­en dar.

sich um Frauen, die an der häufigsten Form von Brustkrebs leiden: Ihr Tumor ist hormonabhä­ngig, HER2-negativ und hat noch nicht in die Lymphknote­n gestreut (siehe Glossar).

Die Studie, die mehr als 10.000 Frauen einschloss, zeigte nun, dass es keinen Vorteil bringt, wenn diese Patientinn­en zusätzlich zur Hormonther­apie auch eine Chemothera­pie bekommen – die Ergebnisse waren dadurch nicht signifikan­t besser. US-Onkologin Kathy Albain, die an der Studie beteiligt war, sagte: „Für unzählige Frauen und ihre Ärzte sind die Tage der Unsicherhe­it nun vorbei.“

Möglich macht das auch ein Gentest: Mit diesem wird das entnommene Tumorgeweb­e untersucht, 21 Gene werden bestimmt und so lässt sich eine Aussage darüber treffen, wie hoch die Wahrschein­lichkeit ist, dass der Krebs in der Brust oder einem anderen Ort im Körper zurückkomm­t. Diese

Frage ist zentral, denn das

Ziel der Krebsthera­pie ist, einen Rückfall möglichst zu verhindern.

Auch wenn nach einer Operation scheinbar kein Tumorgeweb­e mehr zu finden ist, können sich einzelne Krebszelle­n dennoch im Körper niederlass­en, dort für Jahre schlummern und zu einer weiteren Erkrankung führen, wie Stöger erklärt. Diese Zellen versucht man mit Chemo- und Strahlenth­erapie zu erwischen.

teilt die Euphorie über die bahnbreche­nde Studie zum Teil – schränkt aber ein: „Die Studie ist ein zusätzlich­es Hilfsmitte­l für unsere Entscheidu­ng darüber, wie eine Patientin behandelt werden sollte.“Am

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