Vitamin D und Sonnenschutz
Sonnencremes mit hohem Schutzfaktor senken das Hautkrebsrisiko. Allerdings verhindern sie auch, dass der Körper Vitamin D produziert. Wie sich dieses Dilemma lösen lässt, erklärt Dermatologin Sigrid Wittek-Saltzberg aus Graz.
Wozu brauchen wir Vitamin D? SIGRID WITTEK-SALTZBERG: Vitamin D regelt den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und ist somit wichtig für den Knochenaufbau und zur Vermeidung von Osteoporose. Zudem hat Vitamin D auch einen Einfluss auf unser Immunsystem.
Die UVB-Strahlung im Sonnenlicht sorgt vor allem im Sommer dafür, dass wir Vitamin D selbst in der Haut herstellen können. Was passiert, wenn wir Sonnenschutzmittel auftragen?
Die – sehr wichtige! – Aufklärung über die schädigenden Wirkungen von UV-Strahlung hat zu einem Umdenken geführt. Es ist nicht mehr „in“, immer sportlich gebräunt zu sein. Stattdessen werden bewusst hochwertige Sonnenschutzmittel mit UVB- und UVA-Filtern angewendet. Dies bewirkt jedoch, dass die zur Bildung von Vitamin D notwendige UVBStrahlung nicht in ausreichendem Maß in die Haut eindringen kann, Vitamin D somit aus den Vorstufen nicht ausreichend gebildet wird.
Müssen wir Sonnenbrand, vorzeitige Hautalterung und sogar Hautkrebs riskieren, um sicher sein zu können, dass unser Körper genug Vitamin D produziert? Sicherlich nicht! Wichtig ist ein vernünftiges Mittelmaß. Sonnenbrände sind unbedingt zu vermeiden. Abhängig vom Hauttyp, vom Alter, von der Jahres- bzw. Uhrzeit, vom Breitengrad, vom Wetter, der Luftverschmutzung kann und soll man sich dosiert der Sonne aussetzen. In Zahlen ausgedrückt: Für eine ausreichende Vitamin D-Produktion sollte man drei Mal die Woche 20 Prozent der Körperoberfläche – z. B. Arme, Gesicht, Hals – so lange der Sonne aussetzen, dass man maximal die Hälfte der Dosis abbekommt, die einen Sonnenbrand auslösen würde. Das sind bei hellen Hauttypen 10 bis 20 Minuten, bei dunkleren 20 bis 30. Wer länger in der Sonne bleiben möchte, sollte sich durch Kleidung bzw. Sonnenschutzmittel schützen.
Wie wirken sich Tagescremes mit UV-Filtern auf den Vitamin DHaushalt aus?
Die UV-Filter in normalen Tages-Pflegeprodukten haben mit 15 bis 20 meist einen sehr geringen Sonnenschutzfaktor und sollen einen gewissen Schutz gegen vorzeitige Hautalterung und Zellschädigung geben. Der UVB-Filter hemmt natürlich auch hier die Vitamin D-Produktion.