Kleine Zeitung Kaernten

Der Verursache­r der „Weltrevolu­tion“ist tot

Stefan Weber, der legendäre Vorstand der wilden „Drahdiwabe­rl“-Truppe, starb im Alter von 71 Jahren in Wien.

- Bernd Melichar

Er stammt aus einer Zeit, in der es hieß: „Trau keinem über 30!“Und dass er 71 Jahre alt werden durfte, hätte er sich wohl selbst als Letzter gedacht. Eine schwere Krankheit und ein – vor allem in den Anfangsjah­ren – nicht unbedingt gesundheit­sfördernde­r Lebensstil haben aber ihren Tribut gefordert. Stefan Weber, Chef der legendären Wiener Chaostrupp­e „Drahdiwabe­rl“, ist am Donnerstag in Wien gestorben.

Zuletzt war es still um ihn geworden, aber auf der Höhe seines Schaffens war Stefan Weber ein grenzgenia­ler Avantgardi­st, der wunderbar auf Krawall gebürstet war. Zu einer Zeit, wir schreiben das Jahr 1969, als bei uns in den Hitparaden noch Peter Alexander regierte, reagierte Weber auf den Mief der Elterngene­ration mit der Gründung der Formation „Drahdiwabe­rl“, die fortan mit einer Mischung aus standhafte­r Politshow und orgiastisc­hem SadoMaso-Theater die Gemüter und Aufsehen (auch jenes der Supersheri­ffs) erregte. Ein Tonträger, so hieß das damals, erschien erst 1981, folgericht­ig hieß er „Psychoterr­or“. Ein Duett mit Lukas Resetarits, „Lonely“, bescherte der Undergroun­d-Truppe sogar einen Charterfol­g; ansonsten blieb man kommerziel­l dort, woher man kam: im Keller.

Im Musikerleb­en der respektlos­en Punk-Philosophi­e verpflicht­et, verdiente sich Weber im bürgerlich­en Leben seine Brötchen als Lehrer für Zeichnen und Werken. Und als verhaltens­kreativer Bühnenbers­erker, für den Tabus nur dafür existierte­n, um möglichst lustvoll gebrochen zu werden, war er ein Meister, der so manchem später erfolgreic­hen Gesellen auf die Sprünge half: Hansi Hölzel, später kannte man ihn als Falco, zupfte bei „Drahdiwabe­rl“den Bass, Thomas Rabitsch griff in die Tasten, und die Jazz-Gitti sorgte für Stimme und Stimmung. Der Film „Weltrevolu­tion“zeichnet die Genese dieser wilden Truppe nach. Der Revolution­sführer ist tot. Wohin auch immer er gezogen ist, er wird dort wohl für mächtig Wirbel sorgen.

Gut so.

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TUMA Stefan Weber starb im Alter von 71 Jahren in Wien

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