Ein echter Testlauf vor der WM für den Rekord-Weltmeister
Neunmal hat Österreich gegen Brasilien gespielt. Noch nie gab es einen Sieg gegen den Rekordweltmeister. Trotz Außenseiterrolle spricht einiges für das Ende dieser Serie.
Genau in einer Woche, am 17. Juni, startet Brasilien mit dem Spiel gegen die Schweiz in die Weltmeisterschaft in Russland. Als letzter Testgegner darf heute (16 Uhr) Österreich herhalten. Und geht es nach der Länderspielbilanz, dürfte sich die rot-weiß-rote Equipe nichts ausrechnen. In neun direkten Duellen gab es nur drei Remis auf der Habenseite. Mehr als 44 Jahre ist es her, seit man dem Rekordweltmeister zumindest ein Unentschieden abluchsen konnte. Den eventuellen Vorteil, dass sich die Brasilianer heute nicht von ihrer Zuckerseite präsentieren, weil es sich nur um ein Testspiel handelt, gibt es mit Sicherheit nicht. Sämtliche Akteure wollen sich bei Teamchef Tite empfehlen bzw. untermauern, dass ihre Stammplätze in Stein gemeißelt sind.
Die Österreicher streuen ihren Kontrahenten Rosen. „Sie haben so unglaubliche Qualität. Sogar die Spieler, die gar nicht einberufen worden sind, sind Weltklasse“, sagt Marko Arnautovic. „Individuell ist es die am besten besetzte Mannschaft bei der WM. Da fällt qualitativ keiner ab“, meint Alessandro Schöpf. Und für Kapitän Julian Baumgartlinger imponiert Bra- deshalb, weil die Spieler nicht nur offensiv überragend auftreten, sondern auch „defensiv bereit sind, zu investieren“. Da überrascht es nicht, dass Franco Foda vor dem Duell zwischen dem Weltranglisten26. und dem WeltranglistenZweiten in die gleiche Kerbe schlägt. „Generell sind wir Außenseiter gegen Brasilien“, sagt der Teamchef. „Aber man muss ja auch träumen. Wenn man das nicht macht, kann man keine Erfolge feiern.“
gegenüber der Fußball-Großmacht Brasilien beeindruckt das Nationalteam derzeit mit einem selbstbewussten Auftreten, das schon lange nicht mehr so ausgeprägt war. Sieben Siege in Folge führten zu einer eklatanten Verbreiterung der Brust. Vor allem die Leistungen beeindruckten. „Wir brauchen uns vor keiner Mannschaft zu verstecken und haben gegen Deutschland gezeigt, wie gut wir Fußball spielen können“, sagt Schöpf. Arnautovic legt nach: „Gegen Österreich zu spielen, ist für keinen Gegner schön.“
Diese Erfahrung musste Deutschland in der Vorwoche machen. Nach zu zaghaften Anfangsminuten, in denen die Abstände in den Zwischenräumen zwischen und innerhalb der jeweiligen Ketten zu groß geraten waren, agierte Österreich zusesilien hends dominanter und setzte den Weltmeister mit geschlossenem Pressing so unter Druck, dass dieser kein Rezept dagegen fand. Sollten David Alaba und Co. an diese Leistung anschließen und auch Brasilien das eigene Spiel aufzwingen können, besteht eine realistische Chance auf den ersten Sieg gegen die Samba-Nation. Frei nach dem Motto „wer mutig auftritt, kann verlieren, wer nicht mutig auftritt, hat schon verloren“liegt es den Österreichern, sich gegen Topländer nicht zu verbarrikadieren, sondern ihr Glück – gepaart mit defensiver Stabilität – in der Offensive zu suchen. „Wenn wir aber nicht geschlossen auftreten, kann es eine üble Klatsche geben“, sagt Martin Hinteregger warnend.
will Österreich den achten Sieg in Folge. „Für Neymar werden wir keinen Spieler abstellen“, verrät Sebastian Prödl. Das würde auch zu viel Raum für andere Stars wie Jesus, Willian oder Coutinho öffnen. „Sparringpartner sind wir keiner“, sagt Prödl optimistisch. Das ErnstHappel-Stadion wird heute ausverkauft sein. Und vielleicht werden die 48.500 Zuseher Zeugen, wenn Geschichte geschrieben wird und der Walzer den Samba erstmals übertönt.