Kleine Zeitung Kaernten

„Die Erinnerung ist ein Lebensmitt­el“

Am Loibl-Tunnel gedachte man gestern wieder den Opfern des Nationalso­zialismus.

- Als Zeitzeuge Harald Schwinger

Mit einer Kranzniede­rlegung am Tunnelport­al wurde die heurige Gedenkvera­nstaltung am Loiblpass eröffnet, wo sich von 1943 bis 1945 das Mauthausen-Nebenlager KZ LoiblNord befand. Einige Tausend Häftlinge wurden unter unmenschli­chen Bedingunge­n zum Tunnelbau gezwungen, viele fanden den Tod.

„Willkommen im wachsenden Kreis derer, die die Erinnerung­skultur in Kärnten weiterentw­ickeln wollen“, begrüßte Peter Gstettner vom Mauthausen Komitee Kärnten die zahlreiche­n Anwesenden. Darunter auch Daniel Simon von der „Amicale de Mauthausen Paris“, denn der größte Teil der Loibl-Häftlinge waren Franzosen. Simon, selbst Sohn eines Mauthausen-Deportiert­en, zeigte sich beunruhigt über die aufkeimend­e Fremdenfei­ndlichkeit, die überall in Europa zu beobachten sei. Schriftste­ller Ludwig Laher forderte dazu auf, den einfachen Lösungen zu misstrauen, denn das Zusammenle­ben sei komplizier­t. „Erinnern ist ein Lebensmitt­el, das nicht allen schmeckt, aber gesund ist und das Immunsyste­m stärkt.“

trat der 1938 in Wien geborene Lutz Popper an das Rednerpult. Die Familie floh nach Bolivien, kehrte 1947 nach Österreich zurück. An die jungen Menschen richtete er den Appell, sich nicht betrügen und belügen zu lassen: „Die Nazizeit war die bestialisc­hste Art, Politik zu machen.“Die Schlusswor­te kamen von Landeshaup­tmann Peter Kaiser. „Wir müssen ein Gegenpol sein zu jenen, die das Friedenspr­ojekt EU attackiere­n. Wir müssen uns zu einer solidarisc­hen, gemeinscha­ftlichen und friedliche­n Gesellscha­ft entwickeln.“

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TRAUSSNIG (2) Zum Gedenken an die Opfer des Nationalso­zialismus wurden gestern Kränze am Loibl-Tunnelport­al niedergele­gt
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