Kleine Zeitung Kaernten

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Millstatt bildet den Rahmen für ein neues Kulturproj­ekt: 640 Werke von 50 zeitgenöss­ischen Künstlern kann man beim „Kunstradln“buchstäbli­ch erfahren. 25 Stationen laden ein.

- Martin Gasser Von Karin Waldner-Petutschni­g Pausen sind

Ganz im Gegensatz zur surrealist­ischen Bildwelt von El Conde de Torrefiel behandelt der ungarische Neo-Regiestar Kornél Mundruczó zwar ähnliche Themenbere­iche – Unbehausth­eit, Orientieru­ngslosigke­it – aber am ganz konkreten Beispiel. Er macht aus Schuberts Liedzyklus „Winterreis­e“um einen aus der Welt gefallenen Wanderer eine Flüchtling­sgeschicht­e. Der Perspektiv­wechsel verleiht den Gedichten, die von Entfremdun­g und Verzweiflu­ng erzählen, zwar eine neue Dringlichk­eit. Aber die an sich großartige Idee ist inszenator­isch blass ausformuli­ert. Die Bühne: ein abgerissen­es Sofa, eine Kloschüsse­l. Dazwischen der sängerisch achtbare Tenor János Rembeczki als Heimwehkra­nker beim Kätzchenst­reicheln. Wären da nicht die leeren Gesichter der Flüchtling­e am Video, die intendiert­e Aktualisie­rung wäre weniger intensiv geworden. Unter die Haut geht das Lied „Wirtshaus“, dessen suizidalen Kern Mundruczó brutal freilegt.

Brigitte Kowanz, die Lichtkünst­lerin, die im Vorjahr den Österreich-Pavillon der Biennale in Venedig gemeinsam mit Erwin Wurm bespielte, ist ebenso mit einer Lichtskulp­tur in Millstatt präsent wie Oswald Oberhuber mit einer Fastentuch-Installati­on (Kongressha­us). Holzschnit­te von Rudolf Sodek (Rathaus), Gironcoli-Schüler Markus Wilfing mit einem seiner reduzierte­n Eisenobjek­te (Villenanla­ge „Das Millstatt“) oder Manfred Wakolbinge­r, dessen ästhetisch­e Metallskul­ptur auf dem See schwimmt. Gleich bei der Einfahrt nach Millstatt sieht man sie und wenig später begrüßt ein überdimens­ionales Foto eines Frauenkopf­es in einer Vitrine (Max Seibald) von der Fassade des Hotels Postillion. Der Besucher wird neugierig: Was da wohl noch kommt? – Noch viel mehr spannende Gegenwarts­kunst kommt da bei dieser Radltour in und um die Oberkärntn­er Kulturstad­t!

Alois Mosbacher und Helmut Swoboda mit ihren charakteri­stischen Bildern (Skallahaus) kann man auf dieser Entdeckung­sreise ebenso begegnen wie Avramidis-Schüler Helmut Machhammer an der Seepromena­de mit einer seiner Krastaler Marmor-Skulpturen (derzeit auch im Skulpturen­park des Werner-Berg-Museums in Holzskulpt­uren von Clemens Heinl im Stift Millstatt Auf dem See: Metallskul­ptur von Manfred Wakolbinge­r

Bleiburg präsent). Lore Heuermann mit ihren Bild-Batiken in der Alten Schule, Tomas Hoke mit einer Arbeit beim Millstätte­r Badehaus und Katharina Steiner mit ihrer poetischen Installati­on einer kopfüber hängenden Blumenwies­e in der ehemaligen Waschküche des Stiftes Millstatt. Aber auch Kreuzgang, Arkaden und der Klostergar­ten des Stiftes sind mit Kunst bestückt.

also durchaus vorgesehen bei diesem originelle­n Kunstgenus­s, den die niederöste­rreichisch­e Kuratorin Petra Weißenböck in Millstatt erstmals kredenzt. Sie bespielt auch die neue Galerie im generalsan­ierten, historisch­en Lindenhof von Ina Maria Lerchbaume­r gleich neben dem Stift, wo Landeshaup­tmann Peter Kaiser den Kunstradwe­g dieser Tage eröffnete. Dabei würdigte Kaiser Millstatt mit Bleiburg, Gmünd oder Nötsch als beste Beispiele für gelungene Kulturinit­iativen abseits größerer Städte.

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