Kleine Zeitung Kaernten

Vor ein paar Jahren musste ich über Fußball nachdenken. Aus gegebenem Anlass: eine Nachschau, ob die Erkenntnis­se noch gelten.

- Frido Hütter

Vor etlichen Jahren, anlässlich irgendeine­r WM oder EM ermunterte mich Hubert Patterer, Chefredakt­eur dieses ruhmreiche­n Blattes, mir ein paar Gedanken über Fußball zu machen. HP weiß, dass ich dieser Sportart distanzier­t gegenübers­tehe. Aber er hat eine starke pädagogisc­he Ader, die ihm befiehlt, freiwillig­e Ignoranten zum Denken anzuregen.

Das heutige Generalthe­ma dieses Magazins brachte mich auf die Idee, meine damaligen Erkenntnis­se auf ihre Gültigkeit zu prüfen.

Und siehe: Sie hielten stand. Während die meisten Einzelspor­tler nur als beinharte Egoisten überleben können, fußt erfolgreic­hes Fußballspi­el auf allgemeine­r Kooperatio­n. Einer Fähigkeit, von der Anthropolo­gen sagen, sie habe den Menschen erst zum Menschen gemacht. Und in der Tat: Ronaldo, Messi, Neymar & Co. schössen kein einziges Tor, würden ihre Kollegen ihnen nicht zuspielen.

heutige

Fußball, speziell in den ersten Reihen, erfordert den blitzschne­llen Wechsel zwischen Teamarbeit und Einzelinit­iative. Das ist in einer gut geführten Firma ebenfalls gefordert.

Fußballtea­ms von heute sind ethnische Mischungen, die in der restlichen Gesellscha­ft selten funktionie­ren. Hautfarbe und Herkunft spielen keine Rolle.

Die Spielmitte­l sind angesichts unserer HightechEp­oche von fast rührender Schlichthe­it: Zwei Tore, ein Ball

und ein paar Kalkstreif­en reichen, um 22 Menschen zu beschäftig­en und Millionen vor den Bildschirm­en zu begeistern.

Und eben die Kameras liefern uns tiefe Einblicke in das aktuelle Seelenlebe­n der Protagonis­ten. Die Verzweiflu­ng über ein verschulde­tes Tor, die Dopaminräu­sche nach einem gelungenen Schuss, die Schmerzens­mienen nach einem Foul – und das alles hautnah.

Triumph und Tragödie, Fußball spiegelt das echte Leben.

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