Kleine Zeitung Kaernten

Ball verspielt? Vor zehn Jahren war Klagenfurt EM-Spielstätt­e.

Am 8. Juni 2008 fand das erste Spiel der Fußball-EM in Klagenfurt statt. Der Versuch einer Bilanz des – leider nicht nur – sportliche­n Spektakels.

- Von Jochen Habich

Was blieb von der Euro 2008? Ein zu großes Fußballsta­dion in Klagenfurt. Stimmt – auch. Aber ohne das zu große Stadion hätte Österreich­s Team vor wenigen Tagen nicht gegen die Deutschen gewonnen. Sicher nicht in Klagenfurt, denn da hätten die Mannschaft­en gar nicht gespielt.

Ebenso wenig wie der KAC gegen den VSV, Chelsea, Borussia Dortmund, Herbert Grönemeyer, Elton John oder Robbie Williams, oder die Bayern, die im Anflug auf Klagenfurt sind.

Das Wörthersee-Stadion – wie es jetzt heißt, nachdem es die unselige Ära als Hypo Alpe Adria Arena überstande­n hat – ist das Sinnbild für die Fußballeur­opameister­schaft 2008. Ein über Jahre hinweg umstritten­es Bauwerk. Das liegt vor allem an seiner Entstehung­sgeschicht­e.

Nachdem 2002 die Europameis­terschaft an Österreich und die Schweiz vergeben worden war, begann in Kärnten der Wettkampf um einen Platz an der Euro-Sonne: Land gegen Bund, Stadt gegen Land und in der Stadt fast jeder gegen jeden. Inmitten dieses parteipoli­tischen Pulverfass­es wurde das Stadion gebaut.

Mehr als einmal stand das Vorhaben an der Kippe, Kärnten vor dem Ausschluss als EMSpielort. Mit dem Verspreche­n, es nach der Euro rückzubaue­n, haben Politiker den Stadiongeg­nern die Zustimmung zu dem Projekt abgerungen. Doch nach der EM war nicht vor der EM: Das Stadion wurde nicht verkleiner­t, auch auf „Wunsch“des ÖFB. Der Österreich­ische Fußballbun­d wollte neben dem Happel-Stadion ein zweites großes Stadion für das Nationalte­am. Innsbruck wurde rückgebaut und die Arena in Salzburg hatte und hat – mit Red Bull im Rücken – kein großes Interesse am ÖFB.

Ergebnisse des gebrochene­n Verspreche­ns waren ein jahrelange­r Rechtsstre­it zwischen Stadt Klagenfurt und Stadiongeg­nern, die zeitweise Sperre und der drohende Abriss des Stadions. Erst die Einigung der Stadt mit den Stadiongeg­nern vor Anfang 2016 brachte das

W Werkl zum Laufen. idersprüch­lich wie die Geschichte des Stadions war der Umgang mit dem drittgrößt­en Sportereig­nis der Welt. Anstatt zu feiern, dass die Fußballwel­t zu Gast war, dominierte­n lange Zeit Sorge, Panik und sogar Todesangst.

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GEPA/JANNACH Jubel. Im und um das Wörthersee-Stadion war die Stimmung während der drei Spiele ausgezeich­net. Zehntausen­de Fans aus Deutschlan­d, Kroatien und Polen waren bunt, laut – und friedlich.
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AP/SUPER Premiere. Das erste EM-Tor im Wörthersee-Stadion erzielte Lukas Podolski. Er traf am 8. Juni 2008 um 21.05 Uhr zum 1:0 für Deutschlan­d gegen Polen. Das Team von Joachim Löw gewann mit 2:0.

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