Der 50. Sieg war für Vettel ein Kinderspiel
Kanada war zuletzt „Mercedes-Land“, doch das hat sich diesmal geändert: Sebastian Vettel siegt in Montreal und führt in der WM.
Sebastian Vettel liebt Montreal: die Stadt, die Atmosphäre, die guten Restaurants, von denen er eines am Samstagabend vor dem Rennen mit seinem Freund Timo Glock, dem RTL-Experten, ausprobierte – „und auch die unglaublich vielen Ferrari-Fans, die uns hier immer zujubeln“. Und an diesem Wochenende wurde die Liebe dann erwidert: Vettel feierte auf dem Circuit Gilles Villeneuve ungefährdet seinen dritten Saisonsieg – und den insgesamt 50. seiner Karriere, ein Jubiläum, auf das er nach seinem letzten Triumph Anfang April in Bahrain zwei Monate hatte warten müssen.
„Tolle Arbeit, tausend Dank, Jungs“, jubelte Vettel seinem Team zu, nachdem er sich zuvor schon über Funk zu Recht über die von einem kanadischen Model etwas zu früh geschwenkte Zielflagge mokiert hatte. Nachdem der bisherige WM-Spit- zenreiter Lewis Hamilton nur als Fünfter ins Ziel kam, übernahm Vettel jetzt mit 121 Zählern und einem Punkt Vorsprung die Führung in der Weltmeisterschaft. „Wirklich perfekt, dieser Ort bedeutet für Ferrari so viel.“
Vettel war aus der Pole-Position, der 54. seiner Karriere und der ersten für Ferrari in Montreal seit Michael Schumacher 2001, gestartet, und hatte auch die Führung behalten – ehe gleich das Safety-Car auf die Strecke musste, weil es zwischen Lance Stroll und Brendon Hartley heftig gekracht hatte. Nach dem Re-Start konnte sich der Heppenheimer erst einmal von seinen Verfolgern absetzen, die von Valtteri Bottas angeführt wurden. Ein Verbremser in der Haarnadel nach 24 Runden kostete zwar 1,5 Sekunden, doch bis zu den Boxenstopps der beiden in der 37. und 38. Runde hatte er sich wieder einen Vorsprung von über sechs Sekunden erarbeitet – im Ziel
waren es dann 5,7 vor dem Finnen im Mercedes, der sich knapp vor Max Verstappen als Zweiter ins Ziel rettete.
Red Bull hatte für das Rennen gepokert: Im Q2, das den Reifen für den Start bestimmt, hatte man im Gegensatz zu Mercedes und Ferrari auf die weichste Mischung, den Hypersoft gesetzt, der dann auch so lange wie vorher erhofft hielt, 17 Runden bei Verstappen, 18 bei Ricciardo. Doch einen wirklich großen Vorteil brachte die alternative Strategie den Bullen dann doch nicht. Immerhin schaffte es Max Verstappen als Dritter noch auf das Podium, vor Monaco-Sieger Daniel Ricciardo.
Eine große Enttäuschung brachte Montreal für Weltmeister Lewis Hamilton, der im Qualifying als Vierter nach einigen Fehlern auf seiner Lieblingsstrecke, auf der er bereits sechsmal gewonnen hatte, schon ziemlich frustriert gewesen war und auch leise Kritik von der Mercedes-Führungsspitze einstecken musste. In der Anfangsphase beschwerte er sich über Funk über Leistungsaussetzer, in der BoxenstoppPhase fiel er dann auch hinter Daniel Ricciardo zurück – allerdings gelang es der MercedesCrew dabei, das Problem, das durch Überhitzung entstanden war, zu beheben – dem Silberpfeil wurde etwas mehr Kühlung gewährt. Was allerdings auch keinen allzu großen Effekt hatte: Platz fünf.