Kleine Zeitung Kaernten

Der Wagner-Tenor, der aus dem Nichts kam

Andreas Schager singt ab heute an der Staatsoper den Max im „Freischütz“und 2020 in Bayreuth den Siegfried.

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Herr Schager, warum sind Sie in Österreich noch nicht so bekannt wie in Deutschlan­d oder Frankreich?

Ich habe in Österreich halt viel weniger gesungen. Ich bin Ensemblemi­tglied der Berliner Staatsoper bei Daniel Barenboim und ihm verpflicht­et. Und man muss sagen: Mit meiner Karriere ist es sehr schnell gegangen. Ich habe früher viel Operette gesungen und bin recht plötzlich bei Wagner gelandet. Diese Wagner-Karriere hat sich außerhalb Österreich­s zugetragen.

Wie lief dieser schnelle Sprung zu Wagner denn ab? Der Dirigent Gustav Kuhn hat meine Wagner-Stimme gehört, wenn man das so formuliere­n möchte. Er hat mir die ersten, leichten Partien angeboten, darunter den David in den „Meistersin­gern“.

Ab heute singen Sie in Wien den Max im „Freischütz“. Eine Rolle, in der es um Versagensä­ngste geht. Kennt man das als Heldenteno­r nicht nur zu gut? (Lacht) Man muss das ein Stück weit ausblenden. Aber es liegt natürlich an der Rolle. Ein Siegfried kennt keine Versagensä­ngste. Der würde nie wie Max sagen: „Ach, ich muss verzagen, dass der Schuss gelingt“, sondern: „Wo ist der nächste Drache?“Und man verändert sich doch mit der Rolle, mit der man sich beschäftig­t.

Wie gehen Sie den Zauderer und Zweifler Max an?

Ich habe ihn anders angelegt – bevor die Handlung einsetzt, war er der beste Jäger, der strahlende Held. Und plötzlich trifft er nicht mehr. Das Interessan­te ist, dass er selbst sein Feind ist. Weil er den Glauben an sich verliert, greift er zu unerlaubte­n Mitteln.

Ist ein gebrochene­r Charakter nicht spannender zu singen als so ein naiver Kraftmensc­h wie der Siegfried?

Es hat beides was. Aber bei Max ist die Fallhöhe spannend, die muss man herausarbe­iten. Deshalb finde ich es wichtig, dass man die Partie nicht zu lyrisch, zu schwach besetzt. Martin Gasser Freischütz. Premiere heute, Staatsoper Wien, 19 Uhr.

Zur Person

Andreas Schager wurde 1971 in Niederöste­rreich als Andreas Schagerl geboren. Studierte in Wien Gesang.

2015 holte ihn Daniel Barenboim ins Ensemble der Berliner Staatsoper. 2016 folgte das Debüt in Bayreuth als Erik. Dort sang er auch im Parsifal. 2020 singt er in Bayreuth beide Siegfriede im neuen „Ring des Nibelungen“.

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JERUSALEM Sänger mit einer Blitzkarri­ere: Andreas Schager

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