Eine orthodoxe und gleichförmige Passion
Das Gustav Mahler Ensemble, der Domchor und Studiochor des Konse begeisterten mit der „Matthäus Passion“.
Der Solocellist stimmte eine herrliche Kantilene an, von einem Klangteppich der Streicher untermalt. Dann übernahm der Bassist diese innige Melodie: „Gott läutere und rette mich …“: Es war ein ungemein berührender Moment aus der „Matthäus-Passion“, die zum Finale der diesjährigen Wörthersee Classics im Konzerthaus Klagenfurt erklang. Zu hören war aber nicht die bekannte Passion von Bach, sondern eine Vertonung des russisch-orthodoxen Metropoliten Hilarion Alfeyev..
Der auch als Musiker und Komponist ausgebildete Priester, Schöpfer zahlreicher geistlicher Werke, füllte die alte Form der Passion mit orthodoxem Inhalt. Die Texte stammen aus dem orthodoxen Gottesdienst und auch die Musik verweist ständig auf die Liturgie. Komponiert 2006, verbindet das Werk westeuropäische Barockmusik mit orthodoxem Kirchengesang und russisch symphonischer Musik aus der Frühromantik. Die Musik ist traditionell, ohne neue Ideen, in den Strukturen sehr schlicht, stets langsam getragen, oft sogar allzu gleichförmig. Die Arien und Chöre bescheren nur selten solche, wie anfänglich geschilderte, anrührende Momente.
Der Dom- und Studiochor des Konse (Einstudierung: Thomas Wasserfaller) sang auf Russisch und, abgesehen von kleinere Einsatzmängeln, sehr homogen und klangschön. Bei den stets im Chor eingegliederten Solisten gefielen besonders die erst 17-jährige Irina Maria Antesberger mit glasklarem Sopran und Severin Praßl mit höhensicheren Tenor. Während Wilfried Zelinkas Bass kraftvoll und nur mit kleineren Intonationsproblemen zu tun hatte, kämpfte die Mezzosopranistin Monika Strohmayer mit jenen über eine längere Strecke. Auch vom wortdeutlichen Evangelisten Gerhard Lehner, der meist auf einer einzigen Note rezitierte, hätte man sich mehr Sauberkeit gewünscht.
Das Gustav Mahler Ensemble als reines Streichorchester unter dem agilen Moskauer Murad Annamamedov bot eine grundsolide, facettenreiche nicht immer ganz ausgefeilte Interpretation.
Stehende Ovationen auch für den anwesenden Komponisten!