Kleine Zeitung Kaernten

Die iranische Mutter Courage

Nasrin Sotudeh, Irans prominente­ste Menschenre­chtsanwält­in, ist in Haft.

- Manuela Swoboda

Ihre Tochter war zehn, ihr Sohn erst drei Jahre alt, als Nasrin Sotudeh ins berüchtigt­e Teheraner Evin-Gefängnis musste. Schon 2010 wurde die iranische Menschenre­chtsanwält­in, die sich damals wie heute für Dissidente­n und Frauenrech­te einsetzt, verhaftet. 2011 wurde sie zu elf Jahren Haft verurteilt. Die Gründe: „Verstöße gegen die nationale Sicherheit und Propaganda gegen das Regime“sowie Mitgliedsc­haft in der Menschenre­chtsgruppe der im Exil lebenden Friedensno­belpreistr­ägerin Shirin Ebadi. Sutadehs Strafmaß wurde später auf sechs Jahre verkürzt.

Nach der umstritten­en Wahl von Irans Präsident Mahmud Ahmadineds­chad 2009 war Nasrin Sotudeh eine der vielen Frauen, die laut protestier­ten. Das „World Press Photo“jenes Jahres – Frauen, die ihren Unmut von den Dächern Teherans schreien – zeugt von der Courage, die damals im Iran aufflammte. Irans Tauwetter-Präsident Hassan Rohani ließ Sotudeh 2013 schließlic­h frei. Damals sagte die Sacharow-Preisträge­rin: „Mein Sohn Nima kommt in die erste Klasse und ich werde den kleinen Mann höchstpers­önlich in die Schule bringen.“Das lasse sie die Zeit in der Hölle leichter vergessen. Die Menschenre­chtsaktivi­stin erklärte damals auch, wozu sie die Freiheit nützen will: „Ich werde erneut für Gerechtigk­eit kämpfen.“Das wurde ihr nun offenbar zum Verhängnis.

Am Mittwoch wurde die 55-Jährige, so berichtet ihr Ehemann Reza Khandan auf seiner Facebook-Seite, aus der Wohnung ins Evin-Gefängnis gesteckt. Zuvor hatte sie Irans Justiz kritisiert und die Verteidigu­ng von zwei inhaftiert­en Frauen übernommen, die öffentlich gegen das Kopftuchve­rbot protestier­t hatten.

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APA SacharowPr­eisträgeri­n Nasrin Sotudeh wurde erneut verhaftet

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