Der Bauboom am See hält weiter an
Mehrere Projekte im zweistelligen MillionenEuro-Bereich werden aktuell am Wörthersee realisiert. Baustopp für Kernzentren gefordert.
Die türkise Farbe des Wörthersees übt auf private Bauträger weiterhin eine ungebrochene Anziehungskraft aus. Allein in diesem Jahr werden in den Seegemeinden Wohnprojekte im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich realisiert.
In Auen etwa baut Grand Immobilien aktuell 45 Wohneinheiten um 17 Millionen Euro. In Techelsberg plant das Unternehmen Seevillen im Gesamtwert von 22 Millionen. Mitte September baut die „Seeblick Velden Projektentwicklungs GmbH“laut Homepage im Josef-Friedrich-Perkonig-Weg ein Mehrparteienhaus, in der Veldener Ortschaft Kranzlhofen investiert ein Wiener Bauträger in eine Wohnanlage mit 14 Wohneinheiten und vier Bungalows.
„Die Nachfrage nach Seeimmobilien ist ungebrochen groß“, sagt Doris ScarpatettiMatheis, Geschäftsführerin von Wörthersee Immobilien. Gerade fertiggestellt wurde auch ein serviciertes Appartementhaus der Unternehmerfamilie Schmalzl am Südhang mit Blick in die Veldener Bucht.
Auch in den Nachbargemeinden wird investiert. In Pörtschach wurden zwei Wohnblöcke mit insgesamt rund 100 Eigentumswohnungen fertiggestellt, in Schiefling investiert Bauunternehmer Wolfgang Müller 4,5 Millionen in Seevillen.
Der Investitionsfreude der Bauträger weht aber reichlich Gegenwind entgegen. Anrainereinsprüche und hohe Auflagen zögern Baustarts immer öfter hinaus. So liegt etwa das geplante 400-Betten-Family-Hotel in Schiefling wegen Anrainereinwänden seit Jahren auf Eis. Generell findet ein Umdenken statt. In Schiefling werden bis Ende September im Ortsteil Auen und im Bereich des Wörthersees keine neuen Wohnbauund Hotelprojekte mehr ge-
nehmigt, weil gerade eine Evaluierung für einen möglichen Baustopp läuft. „Wenn uns Experten dazu raten, werden wir ihn umsetzen“, sagt Bürgermeister Valentin Happe (ÖVP).
Einen Baustopp für das touristische Kernzentrum bereits initiiert hat die Gemeinde Velden. Die anfangs erwähnten Projekte, die dort derzeit umgesetzt werden, befinden sich alle außerhalb der definierten Kernzone. Mit dem Baustopp will man die letzten 61 Hektar unbebautes Grünland in Seenähe erhalten und den Zweitwohnsitzanteil von derzeit 2500 kalten Betten eindämmen. Der Stopp läuft zwar im November aus, aber: „Wir sind gerade dabei, restriktive Bebauungspläne zu erarbeiten, um den Bauboom weiter einzudämmen. Generell würde ich mir wünschen, dass auch alle anderen Seegemeinden mitziehen“, sagt Bürgermeister Ferdinand Vouk (SPÖ).
In Pörtschach versuche man laut Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz (ÖVP) bereits, mit entsprechenden Maßnahmen bei den Bebauungsplänen zu reagieren. „Früher wurde bei den Bauprojekten alles bis auf den letzten Millimeter ausgereizt, und die Hauptwohnsitze haben sich trotzdem nicht erhöht. Das wollen wir in Zukunft nicht mehr“, sagt Häusl-Benz.