Kleine Zeitung Kaernten

„Brauchen Mitglieder“

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Management-Methoden. Aber in einer Demokratie, wo es ums Verhandeln geht, sollte man sich nicht so den Handlungss­pielraum nehmen.

Sie erwarten lieber einen Entwurf der Regierung?

Den kann man dann seriös bewerten.

Bereitet der ÖGB schon Kampfmaßna­hmen vor?

Wir informiere­n in den Betrieben, auch beim zweiten großen Thema Sozialvers­icherung. Geld herauszieh­en zum Nachteil der Versichert­en wird nicht gehen. Die Selbstverw­altung ist essenziell, dort wird kein Unternehme­r das Sagen haben. Die Lohnnebenk­ostensenku­ng, die sich die Industrie bei Sebastian Kurz bestellt hat, wird sie nicht hier lukrieren.

Verstehen sich Ihre Vertreter per se als Block gegen die Regierung – weil die Sozialdemo­kratie nicht berücksich­tigt wird? Nein, ich habe nur noch nie eine solche Politik der Industrieb­osse erlebt.

Ist diese neue Regierung nicht gerade ein Produkt der enormen Machtkonze­ntration bei den Sozialpart­nern und ihrer Besitzstan­dswahrung?

Was meinen Sie mit Besitzstan­dswahrung? Die Sozialvers­icherten sind klar die Besitzer der Sozialvers­icherung.

Nachgeschä­rft: Wir haben zuletzt den Gipfel einer seit Jahren nicht mehr produktive­n Zusammenar­beit gesehen, das Verharren in alten Strukturen. Der Unmut war enorm groß.

Der war da, unbestritt­en. In der Tat kam der Stillstand, seit Kurz 2013 in die Regierung eingetrete­n ist. Da hat es begonnen, dass wir als Blockierer, Reformverw­eigerer dargestell­t wurden. Tatsächlic­h war seine Zielsetzun­g, die Koalition in die Luft fliegen zu lassen. Sein Glücksfall war dann die Flüchtling­sbewegung 2015.

Es gab mit Werner Faymann einen Kanzler, der fast nie in Unternehme­n gegangen ist und sich für die Anliegen der Wirtschaft nicht interessie­rt hat.

(FOGLAR SCHWEIGT KURZ)

Falsche Frage?

Nein. Wir wissen doch, was die wollen. Nur über Lösungen reden, die nichts kosten.

Zu Kurz: Der musste in seiner eigenen Partei eine komplette Parallelst­ruktur schaffen. Seine Strategie, eine Veränderun­gsstimmung herbeizufü­hren, ist geglückt. Hut ab. Da braucht man sich dann nur hinstellen und sagen, ich schließe die Balkanrout­e und löse den Reformstau auf. Er sagt in keinem Satz, was nachher besser sein soll.

Auf Ihren Nachfolger Wolfgang Katzian kommen auch Reformaufg­aben zu. Was ist besonders wichtig?

Dass wir den Weg, den wir seit zwei Jahren mit dem Mitglieder­zuwachs gehen, fortsetzen. Wir müssen jährlich 65.000 Mitglieder werben, um überhaupt einen Nullstand zu halten. Und das bei einer Million Arbeitspla­tzwechseln im Jahr. Wenn es notwendig ist, wird man im ÖGB und den Gewerkscha­ften Strukturen anpassen. In der Bawag-Krise sind wir von 13 auf sieben Gewerkscha­ften gekommen. So sieht sicher keine strukturko­nservative Organisati­on aus.

Fortsetzun­g von Seite 5

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