Venedig wird zur Bühne für den Tanz
Am Freitag eröffnet in Venedig die zwölfte Tanzbiennale. Meg Stuart wird mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
Venedig schafft das Kunststück, seine Tanzbiennale jährlich zu begehen. So steht das renommierte Festival heuer bereits zum zwölften Mal in den Startlöchern. Von 22. Juni bis 1. Juli werden an verschiedenen Orten der Stadt 22 Performances gezeigt, darunter fünf Weltpremieren. Die künstlerische Leiterin der Tanzbiennale Marie Chouinard legte sich ins Zeug.
Den Eröffnungsabend bestreiten Meg Stuart und ihre Kompanie „Damaged Goods“mit „Built to Last“. Die in New Orleans geborene Wahleuropäerin Stuart wird kurz vor Aufführungsbeginn mit dem Goldenen Löwen der Stadt Venedig ausgezeichnet. Stuarts Schaffen prägt das zeitgenössische Tanzgeschehen seit den 1990er-Jahren maßgeblich. Ihre auf physische Verausgabung und emotionalen Grenzerfahrungen basierenden Stücke wirkten stilbildend. In „Built to Last“konfrontiert die Choreografin ihr fünfköpfiges Ensemble mit einer komplexen Dramaturgie aus klanggewaltigen Symphonien, etwa von Rachmaninoff, Beethoven und Dvorák.
Weitere prominente Gäste in der Lagunenstadt sind der Flamencotänzer Israel Galvàn, der Konzeptmeister Xavier Le Roy, die Grande Dame der Postmoderne Deborah Hay sowie Mette Ingvartsen als kluge Pornografie-Expertin und durchstartende Marlene Monteiro Freitas. Letztere wird heuer mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Ihre gefeierte Klassikerbearbeitung „Bacchae – Prelude to a Purge“kommt in diesem Zusammenhang zur italienischen Erstaufführung. Inspiriert vom antiken EuripidesDrama „Die Bakchen“entwickelt Monteiro Freitas einen üppigen Bilderreigen aus mythologischen Motiven und Zitaten aus Pop und Hochkultur.
Fortgeführt wird das erfolgreiche Nachwuchsformat „Biennale Danza“. Neu ist eine elfteilige Filmreihe, die Bewegungskunst vom Ballett bis zur Clownerie zeigt. Insgesamt fokussiert Chouinard ihr Festivalprogramm auf Kanada, Nordamerika und Europa. Künstlerinnen und Künstler aus Afrika und Asien fehlen heuer gänzlich. Ob diese kuratorische Entscheidung die Perspektive schärft oder verzerrt, das lässt sich erst im Laufe des Festivals beurteilen.