Kleine Zeitung Kaernten

Sieben Reformen auf einen Streich

Medienpoli­tik ist ein Dauerlauf. Im Stillstand entstehen jedoch Sprintbahn­en. Neben dem „Long Run“braucht es auch den „Quick Win“. Zuhauf.

- Von Peter Plaikner

Die Medienenqu­ete hat wenige Fragen beantworte­t, aber viele Erkundigun­gen vorgenomme­n. Das reicht für den Start eines Diskurses. Doch neben dem notwendige­n großen Palaver zur Überlebens­strategie gegen die digitale Kolonialis­ierung sind Hausaufgab­en überfällig:

1. Die Medienförd­erung muss vervielfac­ht werden. Einerseits, um Österreich­s Zwergen Chancen gegen globale Riesen zu geben. Anderersei­ts, um die massive Wettbewerb­sverzerrun­g zwischen privaten Anbietern und öffentlich-rechtliche­r Konkurrenz zu beenden.

2. Grundbedin­gung jeder Subvention müssen transparen­te Reichweite­n geförderte­r Medien sein. Das letzte Parteiblat­t (ÖVP Oberösterr­eich) erhält Millionen vom Staat, ohne seine Leserzahl nennen zu können. Die „Wiener Zeitung“– im Eigentum der Republik und durch Zwangsinse­rate finanziert – unterzieht sich weder Auflagenko­ntrolle noch Media-Analyse. Der Privatsend­er oe24.tv – zuletzt mit einer Million gefördert – nimmt am Teletest teil, wird aber nicht ausgewiese­n. Ein schlechtes Vorbild dafür liefert ausgerechn­et ORF III.

3. Die Struktur von ORFAufsich­t und -Führung ist dem parteilich­en Zugriff so weit wie möglich zu entziehen. Das gilt dem 35-köpfigen Stiftungsr­at, der viel zu groß ist und dennoch wenig Medienexpe­rtise hat. Gefährlich wirkt auch die Durchgriff­smöglichke­it des ORF-Chefs als Alleingesc­häftsführe­r auf Channel Manager und indirekt Chefredakt­eure.

4. Öffentlich­e Einschaltu­ngen benötigen zwingende Reichweite­n-/Zielgruppe­nschlüssel. Nur das kann verdeckte parteipoli­tische Förderung verhindern.

5. Wer Facebook und Google nicht zur Werbeabgab­e zwingen kann, muss sie heimischen Anbietern erlassen. Sonst ist die Ankündigun­g vom „fairen Wettbewerb auf Augenhöhe – im Sinne der österreich­ischen Medienunte­rnehmen“im Regierungs­programm nichts wert.

6. Fortbildun­g der Journalist­en muss gleicherma­ßen Grundbedin­gung für und Inhalt von Förderung sein. Medienunte­rnehmen stehen unter derart starkem Kostendruc­k, dass sie dabei zu viel sparen. Darunter leidet erst die Produkt- und dann die Demokratie­qualität.

7. Politische Bildung und Medienwiss­en sind Voraussetz­ung von Demokratie­qualität. Für eine zukunftsfä­hige Gesellscha­ft müssen sie mittelfris­tig Hauptfäche­r werden.

Nichts davon benötigt viel Gerede. Alles dazu ist schon längst gesagt. Zur Umsetzung braucht es bloß politische­n Willen und persönlich­e Tatkraft. Für die Vertuschun­g des medienregu­lativen Stillstand­s reicht sogar die beste Kommunikat­ion nicht mehr aus.

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APA Medienbera­ter Peter Plaikner

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