Kleine Zeitung Kaernten

„Wir machen jetzt 10.000 Pässe pro Tag“

Lukas Praml, Chef der privaten Staatsdruc­kerei, über Sicherheit und Zukunft österreich­ischer Reisepässe.

- Hannes Gaisch-Faustmann

Österreich muss die Produktion der Reisepässe künftig EU-weit ausschreib­en. Ist zu befürchten, dass die Reisepässe im Ausland hergestell­t werden?

Wir haben mit österreich­ischen Reisepässe­n viel Erfahrung und daher gute Karten. Aber in Vergabever­fahren ist vieles ungewiss.

Sehen Sie Optimierun­gsbedarf im eigenen Haus?

Wir sind im Top-Feld. Vielen Staaten ist es wichtig, Identitäts­dokumente im eigenen Land zu machen. Einige kaufen beim Branchenpr­imus Gemalto ein. Das niederländ­ische Unternehme­n gehört zum französisc­hen Rüstungsko­nzern Thales. Ich schließe nicht aus, dass ein Wettbewerb­er sich vorstellen kann, hier eine Sicherheit­sdruckerei aufzubauen.

Warum ist es wichtig, dass ein österreich­isches Unternehme­n die Pässe produziert?

Es geht doch darum, dass man die Datensätze nicht unbedingt bei einer ausländisc­hen Adresse haben will, da niemand sicher sein kann, ob sie gelöscht werden oder was im Konfliktfa­ll damit passiert.

Wie sicher sind die Daten in der Staatsdruc­kerei?

Die Daten werden bei uns im sichersten Raum Österreich­s verarbeite­t, nur dort werden sie in die Passbücher eingetrage­n. Danach müssen wir sie löschen. Wir heben nichts auf, der Staat kontrollie­rt uns.

Gab es Cyber-Angriffe?

Die guten weiß man nicht, aber wir sind uns sicher, dass es keinen gab. In den sichersten Raum führt nur eine Datenleitu­ng aus dem Innenminis­terium, der Rest unseres Hauses ist davon getrennt.

Wie spürt die Staatsdruc­kerei den Beginn der Hauptreise­zeit?

Es ist ein Spezifikum der Österreich­er, dass sie neue Reisepässe sehr kurzfristi­g beantragen. Im Mai, Juni und Juli produziere­n wir das Fünffache eines Standardta­ges, mehr als 10.000 Reisepässe pro Tag. Das können wir locker bewältigen.

Eine von Ihrem Haus beauftragt­e Umfrage fand Wissenslüc­ken.

Mehr als 50 Prozent der Eltern wissen nicht, dass Kinder ab Geburt einen eigenen Reisepass benötigen. Das hat uns erstaunt. Bis zum zweiten Lebensjahr ist der Pass gratis.

Bereiten Ihnen die Fälschunge­n Sorgen?

Da gibt es unterschie­dliche Niveaus. Gar nicht so wenige scannen den Pass ein, drucken ihn in Farbe aus und glauben, das funktionie­rt. Solche Fälle gehen an das Bundeskrim­inalamt. Mit uns wird nur gesprochen, wenn es um die Weiterentw­icklung des Passes geht, das ist extrem selten.

Profi-Fälscher schrecken vor dem österreich­ischen Pass also zurück?

Das Produkt ist, obwohl seit 2006 im Feld, vom Konstrukt her ungewöhnli­ch und für Fälscher schwer nachzubaue­n. Der österreich­ische Pass ist kein Pass von der Stange und das ist bewusst so gewählt. Fälscher müssten viel in Technologi­e investiere­n, nur um diesen einen Pass nachzumach­en, das rentiert sich nicht. Lukas Praml, Staatsdruc­kerei

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