Bürgerrat gegen die Ratlosigkeit
23 Klagenfurterinnen und Klagenfurter diskutierten über ein neues Hallenbad in Klagenfurt. Es ging emotional zu. Zu einer wirklichen Einigung kamen die Bürger auch nicht.
Ein frischer Windhauch zieht durch die historischen Gemäuer, der Boden knatscht, hinter der schweren, hölzernen Eingangstür im Schloss Maria Loretto gehen die Emotionen hoch. „So etwas muss sein“, sagt eine Frau. Der Mann zwei Sessel weiter schüttelt beim Blick auf die Powerpoint-Folie mit dem aufwendig gestalteten Kinderbereich den Kopf. „Das kommt bei uns nicht infrage.“Ein Dritter wirft ein: „Es muss ja nicht mir gefallen, sondern den Kindern.“Ein anderer liest Eintrittspreise eines
Hallenbades in Graz vor. „Aber das ist ja ein ganz anderes Bad“, grätscht ihm ein weiterer verbal dazwischen.
Direkte Bürgerbeteiligung soll helfen, wo sich die Politik irgendwie in eine Sackgasse manövriert hat. Wo soll in Klagenfurt ein neues Hallenbad gebaut werden? Klar ist, dass das alte 2023 ausgedient hat. Aus geplanten 18 wurden schließlich 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Bürgerrat. Unter der Leitung der Politik-Experten Kathrin Stainer-Hämmerle und Peter Plaikner wurden am Freitag und Samstag Anforderungen, Ziele, Vor- und Nachteile disku-
um schließlich der Stadtpolitik eine gemeinsame Empfehlung liefern zu können.
Michael Bäumle vom deutschen Bäderbetreiber GMF gibt in einem Vortrag seine Expertise weiter, auch dabei wird eifrig diskutiert. Er spricht von einem spannenden Prozess, denn „hier hat man die Wünsche und Interessen der Bürger im Querschnitt“, sagt Bäumle. Das Thema Sport sei für Klagenfurt wichtig und mache in Kombination mit der Triathlon-Begeisterung Sinn. „Aber natürlich ist ein 50-Meter-Becken, das hier ja gewünscht ist, ein ordentlicher Kostenblock.“Er zeigt das Beispiel eines 50-Meter-Beckens Wolfsburg her. „Hier hat man halt keine Aussicht“, sagt Bäumle. „Beim Trainieren brauche ich keine Aussicht“, ruft einer der „Bürgerräte“dazwischen. Viel Zustimmung erntet der Experte, indem er festhält: „Es macht keinen Sinn, sich mit der Kärnten Therme zu kannibalisieren.“
Die vier möglichen Standorte (Ostbucht, Minimundus, Sportpark, Messegelände) sind auf Plakate gedruckt im Raum verteilt und sorgen für Grüppchenbildung. „Ich bin skeptisch, was Synergien mit dem Strandbad betrifft. Es wäre doch viel besser, die Gäste bei Schlechtwettiert, ter gleich in der Innenstadt zu haben“, sagt eine Teilnehmerin. Viel Zustimmung erntete sie dafür nicht. Die Ostbucht ist für viele der favorisierte Standort, polarisiert aber heftig. „Wir brauchen nicht noch mehr Seeverbauung“, sagt ein Diskutant. Details sind manchen ebenso wichtig: Schallschutz, Wäschetrockner, kinderfreundliche Umkleidebereiche, ästhetische Architektur. Immer wieder wird auch der Umweltschutz thematisiert. Gibt es Alternativen zu Chlor? Wie lässt sich der Energieverbrauch reduzieren?
Samstagnachmittag versucht man schließlich, zu einer gemeinsamen Erklärung zu komaus men. „Es hat sich gezeigt, dass es bei zwei Standorten – Messegelände und Sportpark – deutlich mehr Gegenstimmen gab“, sagt Plaikner. Argumentiert wird das vor allem mit fehlendem Flair und den Außenbereichen. Die beiden sind damit für den Bürgerrat aus dem Rennen.
Bei Minimundus und Strandbad überwiegen die Pro-Argumente. Auf einen klaren Vorschlag kann man sich aber nicht einigen, die Ergebnisse werden zusammengefasst und der Resonanzgruppe (Stadtwerke, Politik, Vereine, Stadtplanung etc.) vorgelegt. Die Details sollen dann in einem Bürgercafé am 3. Juli diskutiert werden.