Minister will an Schrauben drehen
Bildungsminister Heinz Faßmann stellt Teile der Zentralmatura auf den Prüfstand. An den Fundamenten wird nicht gerüttelt.
Im Bildungsministerium nimmt man die Ergebnisse der Reifeprüfung zum Anlass, an einigen Stellschrauben des Zentralmatura-Systems zu drehen. Im Fokus stehen etwa die textlastigen Mathematik-Angaben oder die Regeln für die Punktevergabe. An der standardisierten Reifeprüfung selbst will Minister Heinz Faßmann (ÖVP) allerdings nicht rütteln. „Wir brauchen einen zentralen, gemeinsamen Kern. Wenn man jetzt zu viel differenziert, geht die eigentliche Zielfunktion verloren“, sagte Faßmann bei der gestrigen Präsentation der Matura-Ergebnisse. Einzig bei den AHS ist für den Minister in Mathematik eine stärkere Differenzierung je nach Schwerpunkt der jeweiligen Schule denkbar.
Um insgesamt herauszufinden, wo der pädagogische Schuh am meisten drückt, soll eine „Überprüfungs- gruppe“bestehend aus Schulpartnern, Mitgliedern der Maturakommission des Bundes, Fachdidaktikern und Mathematikern eingerichtet werden. Zudem wird der ehemalige Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz (SPÖ) als Vorsitzender eines „Forums Zentralmatura“durch die Bundesländer reisen, um von den Beteiligten Rückmeldungen einzuholen. Auf dem Prüfstand stehen folgende Punkte:
Mathematik-Angaben: Faßmann plant, die oft langen Textangaben bei den Mathematik-Prüfungen zu „entschärfen“. Die Textmenge soll insgesamt zurückgehen, die Angaben sollen auf Verständlichkeit und Praxistauglichkeit abgeklopft werden. Auffallend ist nämlich, dass an Schulen mit vielen Schülern nichtdeutscher Umgangssprache schlechtere Mathematik-Ergebnisse erzielt wurden.
Grundkompetenzen: Diese werden im ersten Teil der Mathematik-Klausuren abgeprüft. Der Katalog dafür, der an den AHS 73 und an den BHS zwischen 51 und 66 Punkte umfasst, soll über den Sommer überarbeitet werden. Einzelne Grundkompetenzen könnten wegfallen, andere wiederum erweitert werden.
Beurteilungsschema: Lehrer sollen klarere Entscheidungsgrundlagen erhalten, wie die Punkte zu vergeben sind. Der Fokus soll auf Verständnis und Kompetenz gelegt werden. Kleinere Rechenfehler sollen nicht mehr zum kompletten Punkteverlust führen.
Lehrer-Einbindung: Die Lehrer sollen stärker in die Matura-Erarbeitung miteinbezogen werden. Inhaltliche und praktische Hinweise sollen in den kommenden Wochen in Feedback-Runden eingeholt werden.