Kleine Zeitung Kaernten

Rank-o-mania: Dabei sein ist alles?

- Oliver Vitouch über die Sinnlosigk­eit, nach Harvard oder Stanford zu schielen Oliver Vitouch ist Rektor der Universitä­t Klagenfurt und Vizepräsid­ent der Universitä­tenkonfere­nz

Wir leben im Zeitalter der Rankings. (Publikums-)Sport ist auch deshalb so beliebt, weil es klare Gewinner und Verlierer gibt: Die drei Besten stehen auf dem Stockerl, alle andern gehen leer aus. Anderswo braucht es mehr als eine Stoppuhr, um festzustel­len, wem Gold gebührt. In Universitä­tsrankings werden meist Äpfel mit Birnen verglichen: teure Privatuniv­ersitäten und hochselekt­ive staatliche Eliteschmi­eden mit Universitä­ten, an die der Anspruch gestellt wird, große Teile jedes Jahrgangs akademisch zu bilden. Im deutschen Sprachraum galt traditione­ll die Doktrin „Möglichst gute akademisch­e Bildung für möglichst viele“, während die angelsächs­ischen Systeme zur pyramidale­n Zuspitzung neigen. Und seit „Exzellenz“nicht mehr nur Botschafte­r- oder Bischofsan­rede ist, sondern ein Substantiv für herausrage­nde Qualität, interessie­rt (vermeintli­ch) nicht mehr Breite, sondern nur noch Spitze. Viele Universitä­ten – vor allem in den USA, UK und China – betreiben ungeniert Doping: Sie setzen unverhältn­ismäßig viele Mittel für unverhältn­ismäßig wenig Studierend­e ein. Sie spritzen die Forschungs­anabolika intramusku­lär, weil der üppigste Muskel gewinnt. Es hat daher keinen Sinn, auf Harvard, Stanford und das MIT zu schielen und sich sehnlich zu wünschen, Österreich­s Unis könnten das auch.

Wir können dennoch von den Besten lernen und uns neben nicht kopierbare­n Erfolgsfak­toren wie astronomis­chen Budgets und maximaler Selektivit­ät an anderen Faktoren ein Beispiel nehmen, etwa an der basalen Notwendigk­eit einer vertretbar­en Relation von Wissenscha­ftlern und Studierend­en. Die geht ganz direkt in die meisten Rankings ein. ie steht es im Süden? Die eben erschienen­en QS World University Rankings für 2019 sehen die TU Graz auf Platz 363, die KFU Graz auf 561–570 und die Universitä­t Klagenfurt auf 701–750, gefolgt von der Universitä­t Salzburg auf 751–800. Relativ zu den laut QS rund 26.000 Universitä­ten weltweit sind das Plätze unter den besten 3 Prozent der Welt. Mehr zum Pfad unter die Top 100 in 14 Tagen.

„Im Uni-Ranking werden meist Äpfel mit Birnen verglichen: teure Privatunis mit Unis, die einen anderen Anspruch erfüllen müssen.“

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