Brennende Köpfe
Die Flammen erhoben sich wie zornige Tentakel aus den Fenstern der unzähligen Gebäude, schlossen jedes einzelne von ihnen in seinen eigenen persönlichen Wall aus Feuer ein. Oh, wie es nur so loderte, da glich es doch wirklich einem spektakulären Feuerwerk aus Rot, Orange und Gelb. Wenn niemand wissen würde, was hier vor sich her brannte, dann wäre der Schmerz in ihrer Brust wohl nicht so erdrückend gewesen. Die Hitze hatte ihre Haare versenkt und langsam konnte sie spüren, wie Brandblasen ihren Körper mit einer unermüdlichen Schnelligkeit einzunehmen drohten. Jedoch konnte das Mädchen nicht ihre Verletzungen inspizieren, stattdessen starrte sie wie gebannt auf die verbrennende Stadt, die aufgefressen wurde von dem rötlichen Monster, welches in ihr tobte. Ihr Herz zog sich Stück für Stück immer enger zusammen.
Sie hatte es nicht gewusst. Sie war unbedacht gewesen. Sie hatte diesen Ort doch bloß verlassen und nie wiedersehen wollen. Niemand anderes als sie selbst war daran schuld gewesen. Der Schmerz und ihre Schuldgefühle fraßen das Mädchen auf. Sie wollte hier weg. Sie wollte aufwachen aus diesem Albtraum, der zu einem erschütternden Teil der Realität geworden war. Nur so war es dem Mädchen unmöglich zu entfliehen. Nach einer teuflischen Ewigkeit wurde sie am Ende aus ihrer persönlichen Hölle gerissen. Die Far- ben vermischten sich miteinander und durch die Landschaft vor ihr zogen sich plötzlich das Rot des Feuers, das Schwarz des dunklen Himmels und das Braun des von den Flammen versengten Grases. Wie in einer bizarren Scheinwelt, die aufhörte zu existieren, brach alles in sich zusammen. Ich habe alles zerstört, schoss es ihr durch den Kopf. Selbst, als diese Welt sich auflöste, versuchte sie, dem Mädchen ihre Ängste und die Untiefen ihrer Seele aufzuzeigen. Im nächsten Moment fuhr ihr ein nicht zu bändigender Windstoß durch das ausgemergelte und zerfurchte Gesicht, der sie mitnahm und wegzog. Für immer. Hätte es I der Tod sein können? n unserer Zeit heute weiß niemand, ob es jemals ein junges Waisenmädchen gegeben hat, welches ja tatsächlich geglaubt hat, dass dieser Brand, der wie die Vergeltung in Person durch die Stadt Klagenfurt gewütet hat, ihr zuzuschreiben war. Genauso wenig kann man erahnen, wie es damals gewesen ist für die verzweifelten Menschen im Feuer zu sterben oder ihre ganze Welt in Flammen aufgehen zu sehen. Nur eins ist gewiss, wenn du spürst, wie alles zu Schutt und Asche zerbricht und du schlussendlich vor dem Nichts, vor einer gähnenden Leere, vor deinem Untergang stehst. Niemand würde es wagen in einer solchen Lebenslage zu glauben, dass dieses Geschehnis den kleinsten Funken Glück in sich trägt und den- noch… Könnte es die Wahrheit sein? Könnte man mit vollem Ernst und Ehrgeiz aus den Schatten von gestern einen Neuanfang bestreiten?
Der Kampf ist ein zu eingehendes Risiko, der Sieg ist ein S selbst geschaffenes Schicksal. o haben es mit ziemlicher Sicherheit auch die Landstände gesehen, als sie die Chance ergriffen Klagenfurt neu aufzubauen, nachdem der damalige Kaiser ihnen die vor Verwüstung triefende Stadt geschenkt hat. Die sich zu stellende Frage angesichts der Lage heutzutage, wäre folgende: Steht unser geliebtes Klagenfurt wie vor fünfhundert Jahren auch vor dem Ruin, obwohl kein Feuer brennt? Vielleicht ist dieses Feuer ja dafür in unseren Köpfen, in unseren Verständen und macht uns zu blinden Marionetten eines Systems, von dem die wenigsten etwas verstehen und es doch alle kontrolliert.
Die Blindheit gilt aber nicht für jeden, denn die Augen sind da, um geöffnet zu werden. Für niemanden von uns ist es zu spät wie für das Mädchen, dem es nicht mehr möglich war aufzuwachen, denn, wenn man nichts tut, wird es zu spät sein. Falls irgendjemand erwartet hätte, dass man eventuell unsere Innenstadt wiederbeleben oder gar mehr für die Jugend anbieten könnte, dann wäre mein Vorschlag um vieles simpler:
Wacht auf !
Fürs Erste …