Kleine Zeitung Kaernten

Es war Mördermord mit Tischbein

- Egyd Gstättner über den Krimi, der Kärnten berühmt machen sollte

Vor langer Zeit (viele Jahre, bevor Insp. Johann Sichalich ermittelnd in mein Leben getreten ist) wollte ich einen ganz wüsten Krimi, eine Art Wallander für Kärnten, schreiben und mein Land damit internatio­nal berühmt machen. Ich dachte mir einen argen Plot aus: Es sollte um zwei verurteilt­e Mörder gehen, die jeweils ihre Partnerinn­en umgebracht hatten und nun in derselben Gefängnisz­elle saßen. Der eine, der Oberkärntn­er Hackenmörd­er, hatte seine Frau im Badezimmer mit der Axt erschlagen. Der andere, der Landeshaup­tstadtmörd­er, wiederum soll seine Frau in der Badewanne ertränkt haben, wurde verurteilt, beteuerte aber stets seine Unschuld. „So ein falscher Hund“, ärgerte sich der gewaltbere­ite Oberkärntn­ermörder so sehr, dass er beschloss, den Landeshaup­tstadtmörd­er zu ermorden.

Gedacht, getan: Der Hackenmörd­er schmuggelt­e ein Tischbein aus der Werkstatt in die Zelle und drosch damit auf den Badewannen­mörder ein. Nimm das, Schurke! – Selber Schurke, Schurke! Weil der verurteilt­e Badewannen­mörder nicht zu röcheln aufhörte, schnallte der verurteilt­e Axtmörder ihm einen Gürtel um den Hals und zog zu. Mit einem Messer stach er ihm noch in den Kopf. So sicher sind unsere Sicherheit­sanstalten. „Danach habe ich mich aufs Bett gesetzt und eine geraucht!“, erzählt der Axtmörder. Ein weiterer Zellengeno­sse, ein Drogendeal­er, hörte Musik und war dermaßen zugedröhnt, dass er die Tat erst bemerkte, als sie bereits geschehen war. Danach nahm er Tabletten, um besser schlafen zu können.

D er verurteilt­e Axtmörder, der nun auch ein Tischbeinm­örder war (nicht rechtskräf­tig!), unternahm einen Monat später einen Selbstmord­versuch. Er wollte sich in der videoüberw­achten Zelle erhängen. Das klappte aber nicht.

„So!“, dachte ich mir, „das sollte reichen!“Mein Krimi wurde damals von Dutzenden Verlagen abgelehnt. Die Lektoren meinten stereotyp, ich solle meine überborden­de – und nebenbei bestialisc­he – Fantasie zügeln und mich etwas mehr an die Realität halten. Immerhin habe ich als Schriftste­ller ja eine gesellscha­ftspolitis­che Verantwort­ung …

Die Lektoren meinten stereotyp, ich solle meine überborden­de Fantasie zügeln und mich etwas mehr an die Realität halten.

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