IM BLICKPUNKT: Ein „Radikaler“, der auf die Leute zugeht
Christophe Slagmuylder (51) ist Intendant der Wiener Festwochen.
Als ein „Ende mit Schrecken“bezeichnet Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) die vorzeitige Demission von Tomas Zierhofer-Kin als Festwochen-Intendant. Der hatte vor wenigen Tagen entnervt das Handtuch geworfen. Nachdem Zierhofer-Kin im ersten Jahr 2017 die Festwochen an die Wand gefahren hatte und Publikum und Kritik zum Teil extrem verstimmt reagiert hatten, zeigte das Programm 2018 einen Aufwärtstrend. Zu spät: Das Momentum war nicht auf Zierhofer-Kins Seite, sein Ausstieg schien allen als die beste und einfachste Lösung der Affäre.
Kaup-Hasler zauberte binnen Stunden einen interimistischen Nachfolger aus dem Hut. Freilich: Man kennt sich. Christophe Slagmuylder (51) hat das Kunstenfestivaldesarts in Brüssel geleitet, eine der feinsten Adressen in Sachen zeitgenössischer Kunst und Performance. Kaup-Hasler war als Intendantin des „steirischen herbsts“eine Kollegin Slagmuylders, mehrfach hat man kooperiert. Es verwundert nicht, dass Slagmuylder der Erste war, den sie kontaktierte. Und beide möchten das Intermezzo über 2019 hinaus verlängern.
Der Belgier ist ein weltweit vernetzter, herausragender Spezialist, der in Brüssel einen kleinen Apparat verantwortet hat. Weil die Festwochen ein paar Nummern größer sind, bleibt es spannend. Die Verantwortlichen streuen ihm Rosen. Man spürt: Noch ein Debakel kann und will man sich nicht leisten – was den Druck auf Slagmuylder nicht geringer macht. Der hat sich in ersten Interviews als „radikal“bezeichnet. Eine inhaltliche Radikalität, die aber nicht ausschließt, auf Menschen zuzugehen und sie wieder ins Festwochen-Boot zu holen.