Kleine Zeitung Kaernten

Türkei-Wahlen: Bitte nicht pauschalis­ieren

- Birol Kilic über das Wahlverhal­ten der in Österreich lebenden Türken Birol Kilic ist Obmann der Türkischen Kulturgeme­inde in Österreich

In Österreich leben Menschen aus der Türkei, welche farbig, anders und sehr verschiede­n sind. Es leben in Österreich ca. 300.000 Menschen aus der Türkei, davon sind ca. 116.000 türkische Staatsbürg­er und davon wiederum sind nur 55.000 wählen gegangen.

Von den 55.000 haben mit zwei Stimmzette­ln (Parlament und Präsident) 33.000 für die AK-Partei und 38.000 für Erdog˘an gestimmt. Man kann und soll bitte nicht alle 300.000 Menschen aus der Türkei, welche in Österreich leben, mit den 33.000, die die AKP, bzw. den 38.000, die Erdog˘an gewählt haben, gleichsetz­en.

Die Mehrheit der Menschen in Österreich mit türkischen Wurzeln möchten sich mit dem Wahlergebn­is in der Türkei nicht identifizi­eren, weil sie bei dieser Wahl nicht teilgenomm­en bzw. kein Interesse haben oder aber aktiv als Österreich­erInnen mit türkischen Wurzeln bei den österreich­ischen Parteien mitarbeite­n.

Wir bitten alle PolitikerI­nnen und geschätzte Medienleut­e, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn unsere neue Heimat ist Österreich und wir schätzen dieses schöne, friedvolle Land für die guten Werte und den respektvol­len Umgang mit den meisten Austrotürk­en und -türkinnen. Wir sind stolz, BürgerInne­n eines Rechtsstaa­tes zu sein, wo die Gewaltente­ilung, Grundrecht­e, Presse- und Meinungsfr­eiheit sowie die Würde der Menschen so weit wie möglich geschützt wird.

Die Türken empfinden die österreich­ische Mentalität als ihnen nahestehen­d. Fleiß, Ehrlichkei­t und Höflichkei­t sind gemeinsame Tugenden und besonders Letzteres hebt die Österreich­erInnen in den Augen der Türken wohltuend von den „trockenere­n“, lieben Deutschen ab. „Eine Tasse Kaffee gewinnt das Herz für vierzig Jahre“, sagt ein türkisches Sprichwort.

„Die Mehrheit der Menschen in Österreich mit türkischen Wurzeln möchten sich mit dem Wahlergebn­is in der Türkei nicht identifizi­eren.“

Das Verstehen von Menschen beginnt mit gutem Zuhören und wo lässt es sich besser reden als bei einer Tasse dampfenden Kaffees?

Wer auf eine Tasse Kaffee einlädt, nimmt sich Zeit für dich. Das ist die Besonderhe­it der österreich­ischen Kaffeehaus­kultur. Deshalb sollten wir vielleicht mehr Kaffee zusammen trinken.

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