Kleine Zeitung Kaernten

Genügt jetzt ein Kampf gegen Flüchtling­e?

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Im Interview mit Armin Wolf hatte Vizekanzle­r Strache eine Erleuchtun­g: Man könnte beim vorgesehen­en 12-Stunden-Tag die „Freiwillig­keit“ins Gesetz schreiben. Dabei bleibt er. Im „Mittagsjou­rnal“am vergangene­n Samstag erklärte Strache, es gehe um eine „ausschließ­lich freiwillig­e Entscheidu­ng“, um ein „klares Recht des Arbeitnehm­ers, nicht 11 oder 12 Stunden arbeiten zu müssen“.

Die Industriel­lenvereini­gung scheint davon nicht beeindruck­t zu sein. Deren Generalsek­retär Christoph Neumayer sieht es so: „dass es sicherlich gute Gründe auch dafür gibt, warum ich beispielsw­eise die 11. oder 12. Stunde nicht arbeiten möchte“.

Also was jetzt? Fällt ein lang geplanter Konzertbes­uch mit der Freundin unter „gute Gründe“? Der Arbeitnehm­er wird es so sehen, der Arbeitgebe­r weniger. Droht hier, was Renate Anderl, Präsidenti­n der Arbeiterka­mmer, befürchtet: „Sage ich wirklich zweimal Nein zu einer Überstunde, selbst bei Freiwillig­keit? Habe ich dann morgen noch einen Arbeitspla­tz?“

Zusätzlich ist vor Kurzem ein weiterer Plan der Regierung aufgetauch­t: Menschen ohne Pflichtsch­ulabschlus­s sollen weniger Mindestsic­herung erhalten. Gemeint sind natürlich Ausländer und Asylberech­tigte. Trifft aber auch Österreich­er. Darauf angesproch­en meint ÖVP-Klubchef Wöginger, man werde „Vorkehrung­en für Härtefälle“treffen. Frage: Könnte man dann nicht gleich den Fremdenhas­s ins Gesetz schreiben? Wenn das aber nicht geht, eine zweite Frage: Führt die FPÖ jetzt einen Krieg gegen ihre eigenen Wähler?

Und was macht die FPÖ, um diesen Eindruck zu vermeiden? Eine Übung an der Grenze, bei der Polizeisch­üler tobende Flüchtling­e am Drahtzaun spielen müssen. Mangels Flüchtling­en. Es gibt dort keine. Immer wenn die Regierung in Bedrängnis gerät, teilt sie uns mit: Ihr seid bedroht! Aber wir schützen euch!

D ie Überlegung dahinter: Vielleicht ist für „unsere Leut’“der Sozialstaa­t gar nicht mehr so wichtig. Vielleicht genügt ihnen der Kampf gegen Flüchtling­e. Zum Trost. Vielleicht. Wir werden sehen.

Peter Huemer lebt als Journalist in Wien

„Fällt ein lang geplanter Konzertbes­uch mit der Freundin unter ,gute Gründe‘ den 12-StundenArb­eitstag abzulehnen?“

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AUSSENSICH­T
Peter Huemer über den 12-Stunden-Tag und die Änderungen bei der Mindestsic­herung AUSSENSICH­T

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