Sex, Trash und viel Spaß beim Musical-Horror
Die „Rocky Horror Show“an der Grazer Oper hat gezeigt, dass der Kult noch immer gut funktioniert.
Wenn Frauen in Strapsen und mit Strumpfbändern antanzen, kann die „Rocky Horror Show“nicht weit sein. War sie auch nicht. Das Kultmusical von Richard O’Brien, das auch schon 45 Jahre auf dem Buckel hat (nicht persönlich gemeint, Riff Raff!), macht gerade für eine Aufführungsserie an der Grazer Oper halt und die Premiere Mittwochabend geriet zu einer umjubelten Party.
Das englische Ensemble agierte hoch motiviert. Gary Tushaw als lässig-lasziver Travestie-Zeremonienmeister Dr. Frank ’n’ Furter machte eine ebenso gute Figur wie der freakige Hausdiener Riff Raff (Stuart Price). Das Pärchen Janet (Jenny Perry) und Brad (David Ribi) war zwar anfangs etwas blass (aber das verlangt ja die Story), doch im Laufe des Abends stieg den beiden das Blut in die Bäckchen – und nicht nur dorthin.
lieferte das solide Fundament für zeitlose „Rocky“-Gassenhauer wie den „Time Warp“und „Sweet Transvestite“. Herbert Steinböck war in der gut zweistündigen Show als Erzähler gewitztlocker, ab 3. Juli wird Chris Lohner diesen Part übernehmen.
Warum diese Mischung aus Sex, Trash, Burlesque und Glamrock noch immer so gut funktioniert und so viel Spaß macht, ist ein Geheimnis, das gar nicht gelüftet werden soll, sonst wäre der Zauber fort. Schockieren kann man mit den Bäumchen-wechsle-dich-Spielchen niemanden mehr; aber die Themen des Musicals – Verklemmung, Verführung, Verwandlung – sind offenbar zeitlos gültig. Vergleiche mit dem legendären Film „Rocky Horror Picture Show“sind natürlich unanständig. Aber eines muss vermerkt werden: Die Beine von Tim Curry waren um Längen schöner als jene von Gary Tushaw.