Kleine Zeitung Kaernten

Vor der heutigen Demo in Wien zur Arbeitszei­t lieferten sich Regierung und Opposition einen Schlagabta­usch.

Im Plenum lieferten sich Regierung und Opposition einen Schlagabta­usch zur Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t. Schon nächste Woche wird das Gesetz endgültig beschlosse­n.

- Von Michael Jungwirth

Es kam wie erwartet. Für 15 Uhr war der Start der von der SPÖ beantragte­n Sondersitz­ung zur Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t von Parlaments­präsident Wolfgang Sobotka angesetzt worden, der Adressat der Anfrage, der Bundeskanz- ler, weilte aber noch beim nicht ganz unwichtige­n EU-Gipfel in Brüssel. Die Empörung der Opposition war groß, Klubobmann Andreas Schieder (SPÖ) warf dem Regierungs­chef eine „Verhöhnung von Parlament und Bürgern“vor. Mit zweistündi­ger Verspätung tauchte Sebastian Kurz (ÖVP) dann doch auf, entschuldi­gte sich und meldete sich auch noch zu Wort. Am Vorabend der Übernahme der EU-Präsidents­chaft vom Gipfel abzureisen, wäre ein Affront gewesen.

Und so musste in der Anfangspha­se Kanzleramt­s- und Europamini­ster Gernot Blümel (ÖVP) in die Bresche springen. Die Regierungs­bank war am gestrigen Nachmittag schütter besetzt. Auffallend war, dass Vi-

zekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) die Debatte am intensivst­en verfolgte – und die zuständige Sozialmini­sterin Beate Hartinger (FPÖ) durch Abwesenhei­t glänzte. Der Auftakt zu einer beginnende­n Demontage.

Betont sachlich eröffnete Baugewerks­chafter Josef Muchitsch (SPÖ) die Debatte. Er rief alle Abgeordnet­en auf, die Kampfrheto­rik beiseitezu­lassen. Alle Arbeitsmed­iziner seien der Ansicht, zwölf Stunden Arbeiten machten krank. Wenn es schon darum gehe, noch mehr und zu arbeiten, dann nur mit klaren Spielregel­n, ohne Einkommens­verlust. Dass durch die Freiwillig­keitsklaus­el etwas besser wird, glaubt Muchitsch nicht: „Wie oft wird man in der Praxis Nein sagen können?“

Blümel verwies in der Anfragebea­ntwortung auf die geänderten Rahmenbedi­ngungen in der Arbeitswel­t. Die Grundprinz­ipien blieben unangetast­et (8-Stunden-Tag, 40-StundenWoc­he). Süffisant streute der Minister ein, dass sich die Regierung am Plan A von ExKanzler Christian Kern orientiert habe. Der ließ den Vorwurf nicht auf sich sitzen: „Wer glaubt, dass Ihr Gesetz mit dem Plan A was zu tun hat, glaubt auch, dass Karli von Caorle kommt.“Und später legte er noch eines drauf: „Sie knien vor dem Altar der Großspende­r, und die Bischofsko­nferenz muss Sie daran erinnern, was die christlich­e Soziallehr­e ist.“

ÖVP-Klubobmann August Wöginger konterte: „Dass Sie als jahrelange­r Spitzenver­diener uns die Welt erklären, spottet jeder Beschreibu­ng.“Als langjährig­er Betriebsra­t habe er, Wöginger, „mehr Arbeitnehm­ern geholfen, als Sie je getroffen haben“. Und in Anspielung auf Muchitschs Einwurf zur Gesundheit: „Wenn es keine Betriebsve­reinbarung gibt, klagen Sie darüber, dass zwölf Stunden gesundheit­sschädlich sind. Gibt es eine solche Betriebsve­reinbarung, dann ist es plötzlich nicht mehr so.“Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker warf der Regierung eine „Dampfwalze­npolitik“vor, Daniela Holzinger (Liste Pilz) stellte einen Antrag auf eine Volksabsti­mmung.

Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) wies die Vorwürfe der SPÖ zurück. Denn auch er fände es asozial, wenn tatsächlic­h ein erzwungene­r 12Stunden-Tag ohne Überstunde­n und Zuschläge komme. Das sei aber eben nicht der Fall. Am Donnerstag wird das Gesetz vom Plenum beschlosse­n.

Wer glaubt, dass das Gesetz mit dem Plan A was tun hat, glaubt auch, dass Karli von

Caorle kommt. SPÖ-Klubobmann

Christian Kern

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