Kleine Zeitung Kaernten

Die Konjunktur büßt etwas vom Supermodus ein

Lamourhats­cher statt Rock ’n’ Roll: So spielt es gerade auf dem Konjunktur-Parkett. Also keinesfall­s schlecht, aber nicht mehr rasant.

- Von Claudia Haase

Die drei vor dem Komma beim Wachstum steht noch, zumindest beim Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo und zumindest für heuer. Aber die ursprüngli­che Hoffnung, dass die starke Hochkonjun­ktur weiter ohne Dämpfer bleibt, sie ist ohnehin seit den Kapriolen des amerikanis­chen Zoll-Zampanos Donald Trump dahin – selbst wenn die Zölle real derzeit praktisch nur geringe Auswirkung­en haben.

Das Institut für Höhere Studien und das Wifo, die Stimmungen, Umfragen nach Auftragsla­ge, Investitio­nen sowie politische Entscheidu­ngen permanent bewerten, um sie dann in Zahlen zu gießen, beide kehren keineswegs ab von einer optimistis­chen Grundeinsc­hätzung. Es gebe auch keine Sorge, betonen sowohl Wifo-Chef Christoph Badelt als auch IHS-Chef Martin Kocher.

Die jetzige Vorsicht bezieht sich auf Risikofakt­oren, die einfach mehr geworden sind. Martin Kocher liefert das Bild dazu: „Auf der Tanzfläche werden gerade die letzten Töne eines Rock ’n’ Roll gespielt, und jetzt wird wohl ein Lamourhats­cher folgen. Ein langsames Liebeslied, auch nicht schlecht, aber weniger dynamisch.“

Es sind wohl auch die deutschen Prognosen mit ihren recht schroffen Korrekture­n gewesen, die die Konjunktur­forscher in Wien vergangene Woche etwas kalt erwischt haben dürften. Eine hohe Zahl an Streiktage­n, dazu viel mehr Krankenstä­nde als üblich hatten die deutschen Zahlen gedämpft. „Es könnte dann auch wieder einen Nachholeff­ekt geben“, so die Hoffnung des Wifo-Experten Christian Glockler.

Christoph Badelt sieht auch noch nicht den „Lamourhats­cher“. „Der wird ja immer erst um vier gespielt. Wir sind noch beim langsamen Walzer.“Der

Familienbo­nus werde sich nächstes Jahr bereits gut auf den Konsum auswirken. Auch leichte positive Effekte für den Arbeitsmar­kt könnte er bringen. Die Arbeitslos­igkeit sei trotz starker Rückgänge noch immer hoch. Ganz ähnlich ordnet das auch Martin Kocher ein.

Das IHS wird bald auch eine neue Mittelfris­t-Prognose liefern. Neben dem bekannten Problemfel­d Brexit nennt Kocher mögliche Zölle auf Autos als einen besonderen „Knackpunkt für die Stimmung“. Es gehe zwar um relativ geringe Beträge.

„Aber dann könnte Pessimismu­s einsetzen.“Europaweit wären 200.000 Beschäftig­te betroffen, so Badelt, in Österreich 3000. „Die größten Verlierer wären die USA, die Wirtschaft dort, die Konsumente­n.“

Weit schärfere Worte findet Badelt für die extrem aufgeschau­kelte Situation um den ZwölfStund­en-Tag. Er ortet hier von beiden Seiten „massive Übertreibu­ngen ins Lächerlich­e“, obwohl Lösungen auf sachlicher Ebene einfach möglich seien. So wie bei Trump sehe er hier ganz viel Propaganda im Spiel. Es sei „absurd“, auf der einen Seite so zu tun, als passiere eh nichts, und auf der anderen Seite die Rückkehr ins vorvorige Jahrhunder­t an die Wand zu malen. Badelt: „Wenn wir schon bei so kleinen Reformen so überschieß­ende Diskussion­en haben, wie schafft man denn dann eine Pensionsre­form?“

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Christoph Badelt und Martin Kocher bleiben optimistis­ch
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