Lieber Robert!
Sie haben es schon erkannt: Sie sind auf der Flucht. Doch bitte kritisieren Sie sich nicht dafür, damit kommen Sie keinen Schritt weiter. Wertschätzen Sie sich für Ihre wichtige Selbsterkenntnis. Nun brauchen Sie einen nächsten Schritt, um herauszufinden, welche Alternativen Sie haben. Möglicherweise kennen Sie Fluchtverhalten aus Ihrer Kindheit. Wie haben Sie als Kind Nähe und Distanz erlebt? Wenn Kinder zu viel Nähe erleben und keinen Freiraum haben für Entfaltung und Kreativität, „müssen“sie innerlich flüchten. Oder sie erleben, wie z. B. der Vater in Affären flüchtet, weil er vor seiner Frau weglaufen muss, die ihm die Luft zum Atmen nimmt. Dann kopieren die Kinder das Verhalten aus Liebe und Loyalität und nehmen es unbewusst mit in ihr Erwachsenenleben.
Vielleicht hilft schon das Gespräch mit jemandem, der Ihnen hilft, herauszufinden, was Sie in die Flucht schlägt. Vielleicht bekommen Sie sogar das richtige Maß an Nähe, haben aber Angst, sie zu verlieren, und gehen sicherheitshalber gleich selbst. Oder – wie erwähnt – Sie kopieren Ihre Mutter oder Ihren Vater im Fluchtverhalten aus reiner Loyalität.
Bei Ihrem nächsten Fluchtimpuls könnten Sie Folgendes versuchen: Teilen Sie es Ihrer Partnerin mit! Das kann die Partnerin zwar in Angst versetzen, aber es kann auch der Beginn einer neuen Form der Verbindung und Auseinandersetzung werden. Die Chance ist hoch, dass Sie eine Partnerin gewählt haben, die dieses Thema selbst gut kennt – auf ihre eigene Weise –, und Sie mit ihr gemeinsam Alternativen finden können.