Kleine Zeitung Kaernten

Klagenfurt ist um eine Bäckerei ärmer

Bei Albin Luser bleibt der Ofen kalt. Der Bäcker schließt nach 65 Jahren den Familienbe­trieb in der Pischeldor­fer Straße.

- Von Elisabeth Peutz

Das gibt’s ja nicht“, sagt eine Klagenfurt­erin, die vor der Bäckerei Luser in der Wurzelgass­e (Ecke Pischeldor­fer Straße) von ihrem Fahrrad gestiegen ist. Die Frau, die in der Nähe wohnt, liest das Schild, das auf den geschlosse­nen Rollläden klebt: „... wir danken für Ihre Treue ... gehe in Pension“.

„Scheußlich“, sagt die Frau, „alle Kleinen sperren zu. Dabei hat die Qualität immer gepasst. Vor allem die Striezel waren ausgezeich­net. Schade.“

Schade finden das auch andere Kunden. Aber an Albin Lusers Pensionier­ung ist nicht zu rütteln. „65 Jahre lang hat es den Familienbe­trieb gegeben. 35 Jahre lang habe ich ihn geführt. Jetzt ist es genug“, sagt er.

35 Jahre lang ist er um Mitternach­t aufgestand­en, um zu backen. Von Montag bis Samstag war das Verkaufslo­kal ab 5 Uhr

früh geöffnet. Und die Konkurrenz durch Handelsket­ten & Co. wurde immer größer.

„Ich höre aber nicht auf, weil ich Schulden habe. Ich gehe in Pension“, betont Albin Luser, „wenn man die Lücken findet, geht es schon. Wir haben ja gebacken, nicht nur aufgebacke­n.“

Nachfolger gab es keinen. „Mein Sohn ist Beamter“, sagt der Bäcker. „Ein anderer Nachfolger hat sich auch nicht gefunden“, sagt Stefan Dareb, Fachgruppe­ngeschäfts­führer der

Kärnten (WK): „Es war ein guter Betrieb. Luser ist wählerisch.“

14 Bäckereige­werbe seien derzeit in der Stadt Klagenfurt Stadt angemeldet, sagt Stefan Dareb, zählt man Merkur und Interspar ab, die „auch als Ausbildung­sbetriebe gelten“, bleiben zwölf. Ohne Albin Luser sind es bald elf. Sieben gebe es im Bezirk Klagenfurt-Land.

„In Klagenfurt sind zwei Betriebe dabei, die von Leuten aus dem Migrations­bereich geführt werden“, sagt der WK-Branchenex­perte: „Die sind eine echte Bereicheru­ng. Sie haben die Meisterprü­fung und einen fixen Kundenkrei­s. Und sie erweitern das Sortiment für alle.“

Generell steige der Druck auf traditione­lle Gewerbebet­riebe durch Handelsket­ten und industriel­l produziere­nde Unternehme­n nach wie vor. „Und die Gastronomi­e kauft lieber einen großen Tiefkühlsc­hrank, statt sich von einem Bäcker beliefern zu lassen.“Aber „mit Spezialitä­Wirtschaft­skammer ten, mit Regionalit­ät, mit besonderen Rezepturen können die Bäcker auch heute man noch überleben“.

Eines sei vor allem „nicht zu kippen“, betont Stefan Dareb: „Der Konsument trägt eine große Mitverantw­ortung für die gesellscha­ftliche Entwicklun­g.“Der Konsument habe viel in der Hand. Es gehe dabei auch um die Facharbeit­erausbildu­ng: „Die passiert im Idealfall im Land, nicht bei Resch&Frisch in Oberösterr­eich.“

Der Konsument trägt eine Mitverantw­ortung für die regionale Entwicklun­g. Stefan Dareb, Wirtschafs­kammer

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ELISABETH PEUTZ (2), H. WEICHSELBR­AUN Die Bäckerei Luser in Klagenfurt-Ost hat ihren Betrieb in dieser Woche eingestell­t
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