Klagenfurt ist um eine Bäckerei ärmer
Bei Albin Luser bleibt der Ofen kalt. Der Bäcker schließt nach 65 Jahren den Familienbetrieb in der Pischeldorfer Straße.
Das gibt’s ja nicht“, sagt eine Klagenfurterin, die vor der Bäckerei Luser in der Wurzelgasse (Ecke Pischeldorfer Straße) von ihrem Fahrrad gestiegen ist. Die Frau, die in der Nähe wohnt, liest das Schild, das auf den geschlossenen Rollläden klebt: „... wir danken für Ihre Treue ... gehe in Pension“.
„Scheußlich“, sagt die Frau, „alle Kleinen sperren zu. Dabei hat die Qualität immer gepasst. Vor allem die Striezel waren ausgezeichnet. Schade.“
Schade finden das auch andere Kunden. Aber an Albin Lusers Pensionierung ist nicht zu rütteln. „65 Jahre lang hat es den Familienbetrieb gegeben. 35 Jahre lang habe ich ihn geführt. Jetzt ist es genug“, sagt er.
35 Jahre lang ist er um Mitternacht aufgestanden, um zu backen. Von Montag bis Samstag war das Verkaufslokal ab 5 Uhr
früh geöffnet. Und die Konkurrenz durch Handelsketten & Co. wurde immer größer.
„Ich höre aber nicht auf, weil ich Schulden habe. Ich gehe in Pension“, betont Albin Luser, „wenn man die Lücken findet, geht es schon. Wir haben ja gebacken, nicht nur aufgebacken.“
Nachfolger gab es keinen. „Mein Sohn ist Beamter“, sagt der Bäcker. „Ein anderer Nachfolger hat sich auch nicht gefunden“, sagt Stefan Dareb, Fachgruppengeschäftsführer der
Kärnten (WK): „Es war ein guter Betrieb. Luser ist wählerisch.“
14 Bäckereigewerbe seien derzeit in der Stadt Klagenfurt Stadt angemeldet, sagt Stefan Dareb, zählt man Merkur und Interspar ab, die „auch als Ausbildungsbetriebe gelten“, bleiben zwölf. Ohne Albin Luser sind es bald elf. Sieben gebe es im Bezirk Klagenfurt-Land.
„In Klagenfurt sind zwei Betriebe dabei, die von Leuten aus dem Migrationsbereich geführt werden“, sagt der WK-Branchenexperte: „Die sind eine echte Bereicherung. Sie haben die Meisterprüfung und einen fixen Kundenkreis. Und sie erweitern das Sortiment für alle.“
Generell steige der Druck auf traditionelle Gewerbebetriebe durch Handelsketten und industriell produzierende Unternehmen nach wie vor. „Und die Gastronomie kauft lieber einen großen Tiefkühlschrank, statt sich von einem Bäcker beliefern zu lassen.“Aber „mit SpezialitäWirtschaftskammer ten, mit Regionalität, mit besonderen Rezepturen können die Bäcker auch heute man noch überleben“.
Eines sei vor allem „nicht zu kippen“, betont Stefan Dareb: „Der Konsument trägt eine große Mitverantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung.“Der Konsument habe viel in der Hand. Es gehe dabei auch um die Facharbeiterausbildung: „Die passiert im Idealfall im Land, nicht bei Resch&Frisch in Oberösterreich.“
Der Konsument trägt eine Mitverantwortung für die regionale Entwicklung. Stefan Dareb, Wirtschafskammer