Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNERIN DES TAGES

Gertraud Hollauf arbeitet seit 30 Jahren in der Volksküche in Klagenfurt. Seit 21 Jahren leitet sie diese.

- Von Petra Lerchbaume­r

Gertraut Hofer arbeitet seit 30 Jahren in der Volksküche Klagenfurt.

Viele ihrer Gäste haben es im Leben nicht leicht. Sie berichten über den Verlust der Arbeit, über Scheidung, Krankheit oder Gewalt, die ihnen angetan wurde. „Der Großteil dieser Menschen ist es gewohnt, dass ihnen auf der Straße keine Beachtung geschenkt wird“, erzählt Gertraud Hollauf.

Die gebürtige Lavanttale­rin leitet seit dem Jahr 1997 die städtische Volksküche in Klagenfurt, die heuer ihr 90-JahrJubilä­um feiert. Für Hollauf ist eines bei ihrer Arbeit wichtig: „Jeder Gast ist ein König.“

Nicht nur die Volksküche begeht ein Jubiläum. Die Mutter zweier Töchter (31 und 26 Jahre) ist seit mittlerwei­le 30 Jahren in der Institutio­n beschäftig­t. „1988 habe ich hier als Köchin begonnen. Im Februar 1997 habe ich dann das Angebot bekommen, die Leitung zu übernehmen“, erzählt die 57Jährige. In dieser langen Zeit hat sie viele Menschen kommen und gehen gesehen. Eines hat sich im Lauf der Jahre geändert: „Man sieht den Men-

schen die Armut nicht mehr an“, sagt die Klagenfurt­erin, die hinzufügt: „Es kommen auch immer mehr junge Menschen zum Essen.“

D ie Küche hat von Montag bis Samstag geöffnet. Zwischen 120 und 150 Menschen essen pro Tag zu Mittag. Rund 80 Prozent der Gäste sind im Besitz einer Stadtkarte, mit derer sie das Menü vergünstig­t erhalten. Eine warme Mahlzeit einnehmen zu können, ist für diese Menschen keine Selbstvers­tändlichke­it. Die Dankbarkei­t ist groß, wenngleich es auch in der Volksküche ein paar Nörgler gibt. Diese Gäste hätten am liebsten jeden Tag Hausmannsk­ost auf dem Teller. „Im Sommer veranstalt­en wir im Garten ein Grillfest mit Musik. Zur Weihnachts­zeit

wird das Haus dekoriert und es gibt Kekse“, sagt Hollauf. Gerade weil die Einsamkeit oft groß ist, muss auch vom Alltag einmal abgelenkt werden.

E ntspannung findet Hollauf in der Natur: Im Wald, wo sie mit ihrem Mann gerne Pilze und Beeren sammelt und bei Wanderunge­n auf der Alm. „Die Saualm ist unser zweites Zuhause“, sagt die begeistert­e Köchin, die daheim gerne den Kochlöffel schwingt und mit Leidenscha­ft bäckt. Des Weiteren gibt es eine Katze, einen Hund und Fische im Aquarium zu versorgen. Hollauf schätzt es, dass sie in ihrem Alter noch eine Arbeit hat. Und sie dankt ihrem Arbeitgebe­r, dass es ihr in all den Jahren möglich war, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

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DIETER KULMER Die 57-jährige Klagenfurt­erin Gertraud Hollauf begann 1988 in der Volksküche als Köchin

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