Viel Lärm um nichts?
Der Initiativantrag der Regierung zur Reform des Arbeitszeitgesetzes erhitzt die Gemüter. Es ist vor allem die geplante Erhöhung der maximalen täglichen Arbeitszeit auf 12 Stunden, die für Diskussionen statt des üblichen wirtschaftspolitischen Sommerlochs sorgt. Vereinfacht gesagt sehen SP und Arbeitnehmervertreter eine 60-Stunden-Woche für alle kommen, während Regierung und Arbeitgebervertreter Wohlstand für alle hereinbrechen sehen. Wie kann das sein?
Erst einmal die Sachlage. Pro Tag soll zukünftig maximal 12, pro Woche maximal 60 Stunden gearbeitet werden dürfen. Auch wenn das erst einmal nach sehr viel klingt, gibt es weiter Beschränkungen. So regelt die Arbeitszeitrichtlinie der EU, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 48 Stunden nicht überschreiten darf. Und zusätzlich bleiben die tägliche und wöchentliche Normalarbeitszeit von 8 und 40 Stunden unverändert. Auch gilt weiterhin, dass jede angeordnete Arbeitsstunde nach der achten eine Überstunde mit Zuschlägen ist. Weiters ist festzuhalten, dass die Neuregelung der Arbeitszeit Österreich keineswegs auf einen Sonderweg führt. Man schließt hingegen zum europäischen Schnitt auf. In den Niederlanden darf jetzt schon 12 Stunden gearbeitet werden, in Dänemark oder Schweden 13. Mehr ist nach EU-Recht aber nicht möglich. Die höheren Maximalarbeitszeiten bedeuten aber nicht, dass in Dänemark oder Schweden tatsächlich mehr gearbeitet wird. Durchschnittlich arbeitet dort ein Vollzeitbeschäftigter 37,8 bzw. 39,9 Stunden, während es in Österreich 41,3 Stunden sind. Ein mögliches Mehr an täglicher Arbeit muss damit nicht zu tatsächlicher Mehrarbeit führen.
Aber warum dann flexibilisieren? Durch die Flexibilisierung können Auftragsspitzen besser abgefangen und die Beschäftigten produktiver eingesetzt werden. Der Wirtschaftsstandort wird attraktiver. Nicht vergessen werden dürfen aber die fürsorglichen Verpflichtungen und persönlichen Bedürfnisse. Diese müssen gesetzlich garantiert sein, auch wenn das Gros der Unternehmer schon aus Eigeninteresse darauf achten wird, erholte, motivierte Beschäftigte zu haben.
Die Neuregelung der Arbeitszeit führt Österreich keineswegs auf einen Sonderweg. Man schließt zum europäischen Schnitt auf.