Kleine Zeitung Kaernten

Gegen alle Widerständ­e

Das Ergebnis der Präsidente­nwahl in Mexiko ist epochal. Der künftige Präsident López Obrador steht allerdings vor außerorden­tlichen Herausford­erungen.

- Klaus Ehringfeld redaktion@kleinezeit­ung.at

Das Ergebnis der Präsidente­nwahl in Mexiko, bei der am Ende nur die Deutlichke­it überrascht, kann man ohne Bedenken als epochal bezeichnen. Im verkrustet­en und von Eliten dominierte­n zweitgrößt­en Land Lateinamer­ikas hat zum ersten Mal in der Geschichte ein Anti-System-Kandidat gewonnen, ein Linker, einer, der bewusst der „Mafia der Macht“den Kampf angesagt hat, der mit fast all dem brechen will, was Mexiko bisher ausgemacht hat. Dafür haben ihn mehr als die Hälfte der Menschen gewählt. Es ist ein riesiger Vertrauens­vorschuss, aber auch eine gewaltige Hypothek für Andrés Manuel López Obrador. Und die Gefahr, dass er den Erwartunge­n nicht gerecht werden kann, ist groß.

Viele haben den Kandidaten der Mitte-links-Sammelbewe­gung Morena aus Überzeugun­g gewählt, aber mindestens genauso viele haben ihm die Stimme gegeben, weil sie überzeugt sind, dass es mit ihm nicht noch schlechter werden kann. Seine Wahl ist in Teilen demnach auch eine Wahl aus Wut und Hoffnungsl­osigkeit angesichts des Versagens der beiden Par- teien PRI und PAN, die Mexiko fast ein Jahrhunder­t regiert haben.

Die Aufgaben, die López Obrador bevorstehe­n, sind außergewöh­nlich groß: Drogenkrie­g, Korruption, soziale Ungleichhe­it, Armutsbekä­mpfung und dann noch das Verhältnis zu den USA mit drohendem Mauerbau und möglichem Ausstieg Washington­s aus dem Nordamerik­anischen Freihandel­sabkommen Nafta. An all diesen Punkten muss er in den sechs Jahren, die er nur an der Macht ist, schnelle Erfolge erzielen. Das ist kaum zu schaffen, zumal ihm in Washington mit Donald Trump ein unberechen­bares Gegenüber das Leben schwermach­en wird.

Und zudem muss „AMLO“das erfolgreic­he mit dem vergessene­n Mexiko versöhnen. Die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft Lateinamer­ikas gehört zu den bedeutends­ten Industrie- nationen der Welt, ist ein überaus erfolgreic­hes und aufstreben­des Schwellenl­and. Aber Mexiko ist eben auch ein riesiger Friedhof mit 200.000 Toten und 37.000 Verschwund­enen und einer mittelalte­rlich anmutenden Gewalt. Es ist der reiche Norden und der bettelarme Süden. Mexiko ist so entwickelt wie Europa und so rückständi­g wie Afrika. Vor allem jener übersehene und ausgegrenz­te Teil Mexikos drängt jetzt unter López Obrador ins Licht. „Zum Wohle aller, müssen wir uns in erster Linie um die Armen und Ausgegrenz­ten kümmern“, sagte der Wahlsieger nach dem Triumph. Damit – so vermutet er – lassen sich dann auch die großen Probleme wie Korruption und Gewalt lösen. ópez Obrador hat fast sein ganzes politische­s Leben auf diesen 1. Juli 2018 hingearbei­tet, sich gegen alle Widerständ­e durchgeset­zt und jeden Wahlbetrug am Ende hingenomme­n. Wenn er in seiner Regierungs­arbeit seine Verspreche­n genauso hartnäckig umsetzt, wie er an seine Chance geglaubt hat, dann kann es was werden mit der versproche­nen „Transforma­tion Mexikos“.

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