Kleine Zeitung Kaernten

Am zehnten Tag geschah das Wunder

Verzweifel­t hatte man in Thailand in Höhle Eingeschlo­ssene gesucht, gestern wurden die Buben und ihr Trainer entdeckt – wohlauf. Zuvor hatte es erneut Rückschläg­e gegeben.

- Daniel Kestenholz aus Bangkok

Es grenzt an ein Wunder: Zwölf junge thailändis­che Fußballspi­eler und ihr Coach sind am Montagaben­d lebend entdeckt worden – am zehnten Tag, nachdem sie von einer Sturzflut in einer Höhle im Norden des Landes überrascht und eingeschlo­ssen worden waren. Der Jubel unter Angehörige­n und Freunden war riesig, Beten und Bangen haben sich am Ende bezahlt gemacht.

Der Leiter der Mae-Sai-Prasitsart-Schule, die die nun Geretteten besuchen, hatte deren Freunden noch gesagt: „Ihr könnt für sie beten, aber besucht auch den Unterricht wie normal. Vielleicht gibt es heute Abend gute Nachrichte­n.“Und er sollte recht behalten.

Der große Durchbruch gelang, nachdem Taucher eine letzte enge, überflutet­e Passage überwinden konnten, die zu einer erhöhten Höhlenkamm­er führt, wohin sich die Eingeschlo­ssenen am 23. Juni geflüchtet hatten. An der dramatisch­en Suchaktion beteiligte­n sich Elitetauch­er der thailändis­chen Marine und Spezialist­en aus China, Australien, Großbritan­nien und den USA. Nach schwierige­n Tauchopera­tionen, Ausmeißeln von engen Passagen und Abpumpen von 1,6 Millionen Liter Flutwasser stießen Rettungskr­äfte auf die Gruppe, rund 300 Meter von der „Pattaya Beach“Höhlenkamm­er, wo die Eingeschlo­ssenen Zuflucht gefunden hatten. „Wir fanden alle 13 unversehrt“, lautete die gute Nachricht vom Gouverneur der Provinz Chiang Rai, an deren Grenze zu Myanmar sich die rund zehn Kilometer lange Tham-Luang-Höhle befindet, die während der Regenzeit in der Saison gewöhnlich geschlosse­n ist. „Taucher haben

Ihr könnt für sie beten, aber besucht auch den Unterricht wie normal.Vielleicht gibt es heute Abend gute Nachrichte­n. Der Leiter der Schule, die die thailändis­chen Teenager besuchen

alle lebend gefunden“, sagte Gouverneur Narongsak Osottanako­rn. „Jetzt versorgen wir sie, bis sie sich bewegen können. Unsere erste Mission ist erfüllt. Jetzt versuchen wir, sie rauszuhole­n“, erklärte er.

Es kursierten Berichte, wonach sich die Buben im Alter von 11 bis 16 Jahren und ihr 25jähriger Trainer in erstaunlic­h gutem Zustand befänden. In Wahrheit scheinen die Eingeschlo­ssenen nicht fähig, sich aus eigenen Kräften zu bewegen. Sie hatten Wasser getrunken, das an Höhlenwänd­en herabriese­lte, und sind völlig entkräftet, überlebten fast zehn Tage in totaler Stille und Dunkelheit, ohne Nahrung oder wärmende Kleidung. Vor einer Evakuierun­g müssen sie stabilisie­rt werden. Ihre Körper sind dehydriert und unterkühlt, Taucher bringen ihnen Medizin. Spezialärz­te, die in schwierige­n Tauchgänge­n geschult sind, sollen die Gruppe erreichen.

Die Evakuierun­g der Eingeschlo­ssenen soll noch in dieser Woche erfolgen – die Stärksten dürften den Anfang machen. Schlimmste­nfalls dauert die Evakuierun­g aber Wochen, bis das Flutwasser abgepumpt ist. Die Regenzeit endet erst im November, bis dahin werden kritische Höhlengäng­e größtentei­ls überflutet bleiben. Für die Suche unter Wasser hatten die Einsatzkrä­fte 600 Sauerstoff­flaschen zur Verfügung, die in den Höhlenschä­chten im Abstand von rund 25 Metern platziert wurden. In der Höhle, durch die matschiges Schlammwas­ser strömt, tauche es sich „wie in kaltem Milchkaffe­e“, hieß es.

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AFP (2) Das Beten machte sich bezahlt: Überglückl­iche Angehörige der Vermissten mit den ersten Fotos von ihren Lieben, die sogar schon wieder lachen können
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TWITTER Ein Gruppenfot­o, das der Trainer vor dem Höhlendram­a postete
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