So gefährlich ist das Handy am Steuer.
Ablenkung ist die Hauptursache für tödliche Verkehrsunfälle. Trotzdem greift jeder Dritte während der Fahrt zum Handy. Ein Selbstversuch.
Wer kennt das nicht: auf der Hausstrecke am Heimweg. Man kennt jede Kurve, jede Kreuzung, jeden Baum und jedes Grasbüschel am Wegesrand. Was schadet da ein schneller Blick aufs Handy schon? Nur noch schnell die Mails checken, kurz eine Nachricht beantworten. Nur einen Moment lang. Was soll schon sein? Doch dann taucht da plötzlich ein Hindernis auf. Jetzt zählt jede Sekunde. Auch dieser eine Moment, den man nur ganz kurz dem Mobiltelefon gewidmet hat.
Ich gebe alles zu: Auch ich riskiere gelegentlich einen Blick aufs Handy, wenn ich am Steuer sitze. Keine gute Idee, wie ich mich bei einem speziellen Fahrsicherheitstraining im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Teesdorf in Zusammenarbeit mit der Asfinag selbst überzeugen konnte. „Die meisten meinen, sie hätten Handy und Auto unter Kontrolle“, sagt Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik. Doch genau das sei ein Trugschluss. Abtikstangen ist die Hauptursache tödlicher Verkehrsunfälle. Grund ist insbesondere das Handy. In einer Umfrage des Ifes-Instituts im Auftrag der Asfinag gab erst kürzlich ein Drittel der Befragten an, das Smartphone am Steuer zu nutzen – obwohl es gesetzlich verboten ist. Doch neben der Ablenkung erschwert die Mobiltelefonnutzung auch die Reaktion in gefährlichen Situationen.
Das merke ich beim Selbstver- such ganz schnell.
Auf einer Teststrecke mit mehreren Kurvenkombinationen und einer Kuppe inklusive Rutschbelag ruft der ÖAMTCChefinstruktor am Mobiltelefon an und stellt mir eine vermeintlich leichte Aufgabe: von 100 in Zweierschritten herunterzählen. „100, 98, 96, ...“– plötzlich ein Hindernis. Es folgt eine Notbremsung inklusive Ausweichen vor simulierten Hindernissen. Mit dem Handy in der Hand für mich eine Herausforderung, die nicht zu meistern ist. Den Kollegen geht es nicht viel besser. „Die Plaslenkung wurden überfahren und teilweise sogar ganz übersehen, weil die Lenker mit Handy und Bremsen beschäftigt waren. Je näher die Testpersonen der Kuppe kamen, desto stockender wurde außerdem gezählt“, resümierte Frisch.
am Steuer berge aber noch weitere Gefahren – zum einen die Ablenkung. In einer Notsituation sei es auch gefährlich, nur mit einer Hand
reagieren zu können. Denn hier habe man eigentlich alle Hände voll zu tun, erklärt Frisch weiter. Wie sehr der Experte recht hat, wird gleich bei der zweiten Aufgabe bewusst. Bei der Testfahrt über die Schleuderplatte soll versucht werden, eine Nummer ins Handy einzutippen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Kaum kommt das Auto ins Schleudern, wünscht man sich, beide Hände zur Verfügung zu haben. Das Mobiltelefon: ein Störfaktor. Das Ziel, auf der Fahrbahn zu bleiben, wurde auch hier deutlich von mir verfehlt. Denn das Handy lenkt ab und verzögert zudem die Reaktion – laut Experten um rund zwei Sekunden. Das ist genau jene Zeit, die in Gefahrensituationen entscheidend ist und über Leben und Tod entscheidet. Das wurde durch das Fahrtraining deutlich vor Augen geführt. Die Autorin jedenfalls gelobt Besserung.