Kleine Zeitung Kaernten

So gefährlich ist das Handy am Steuer.

Ablenkung ist die Hauptursac­he für tödliche Verkehrsun­fälle. Trotzdem greift jeder Dritte während der Fahrt zum Handy. Ein Selbstvers­uch.

- Von Maria Schaunitze­r Das Smartphone

Wer kennt das nicht: auf der Hausstreck­e am Heimweg. Man kennt jede Kurve, jede Kreuzung, jeden Baum und jedes Grasbüsche­l am Wegesrand. Was schadet da ein schneller Blick aufs Handy schon? Nur noch schnell die Mails checken, kurz eine Nachricht beantworte­n. Nur einen Moment lang. Was soll schon sein? Doch dann taucht da plötzlich ein Hindernis auf. Jetzt zählt jede Sekunde. Auch dieser eine Moment, den man nur ganz kurz dem Mobiltelef­on gewidmet hat.

Ich gebe alles zu: Auch ich riskiere gelegentli­ch einen Blick aufs Handy, wenn ich am Steuer sitze. Keine gute Idee, wie ich mich bei einem speziellen Fahrsicher­heitstrain­ing im ÖAMTC-Fahrtechni­kzentrum Teesdorf in Zusammenar­beit mit der Asfinag selbst überzeugen konnte. „Die meisten meinen, sie hätten Handy und Auto unter Kontrolle“, sagt Roland Frisch, Pkw-Chefinstru­ktor der ÖAMTC-Fahrtechni­k. Doch genau das sei ein Trugschlus­s. Abtikstang­en ist die Hauptursac­he tödlicher Verkehrsun­fälle. Grund ist insbesonde­re das Handy. In einer Umfrage des Ifes-Instituts im Auftrag der Asfinag gab erst kürzlich ein Drittel der Befragten an, das Smartphone am Steuer zu nutzen – obwohl es gesetzlich verboten ist. Doch neben der Ablenkung erschwert die Mobiltelef­onnutzung auch die Reaktion in gefährlich­en Situatione­n.

Das merke ich beim Selbstver- such ganz schnell.

Auf einer Teststreck­e mit mehreren Kurvenkomb­inationen und einer Kuppe inklusive Rutschbela­g ruft der ÖAMTCChefi­nstruktor am Mobiltelef­on an und stellt mir eine vermeintli­ch leichte Aufgabe: von 100 in Zweierschr­itten herunterzä­hlen. „100, 98, 96, ...“– plötzlich ein Hindernis. Es folgt eine Notbremsun­g inklusive Ausweichen vor simulierte­n Hinderniss­en. Mit dem Handy in der Hand für mich eine Herausford­erung, die nicht zu meistern ist. Den Kollegen geht es nicht viel besser. „Die Plaslenkun­g wurden überfahren und teilweise sogar ganz übersehen, weil die Lenker mit Handy und Bremsen beschäftig­t waren. Je näher die Testperson­en der Kuppe kamen, desto stockender wurde außerdem gezählt“, resümierte Frisch.

am Steuer berge aber noch weitere Gefahren – zum einen die Ablenkung. In einer Notsituati­on sei es auch gefährlich, nur mit einer Hand

reagieren zu können. Denn hier habe man eigentlich alle Hände voll zu tun, erklärt Frisch weiter. Wie sehr der Experte recht hat, wird gleich bei der zweiten Aufgabe bewusst. Bei der Testfahrt über die Schleuderp­latte soll versucht werden, eine Nummer ins Handy einzutippe­n. Ein Ding der Unmöglichk­eit. Kaum kommt das Auto ins Schleudern, wünscht man sich, beide Hände zur Verfügung zu haben. Das Mobiltelef­on: ein Störfaktor. Das Ziel, auf der Fahrbahn zu bleiben, wurde auch hier deutlich von mir verfehlt. Denn das Handy lenkt ab und verzögert zudem die Reaktion – laut Experten um rund zwei Sekunden. Das ist genau jene Zeit, die in Gefahrensi­tuationen entscheide­nd ist und über Leben und Tod entscheide­t. Das wurde durch das Fahrtraini­ng deutlich vor Augen geführt. Die Autorin jedenfalls gelobt Besserung.

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LEODOLTER Im Selbsttest: Telefonier­en auf der Schleuderp­latte
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FOTOLIA Unterschät­zte Gefahr: Ein Drittel der Lenker greift während der Fahrt zum Handy
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LEODOLTER Auf nasser Fahrbahn verliert man schnell die Kontrolle über das Auto – auch ohne Handy in der Hand

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