Kleine Zeitung Kaernten

Der Iran will auf gut Wetter in Österreich machen

Präsident Hassan Rohani ist auf Werbetour für seine Politik in Europa. Er sorgt sich um den Atomdeal. Auch Wien soll helfen.

- Von Ingo Hasewend

Der Druck auf den iranischen Präsidente­n Hassan Rohani ist enorm. Seit US-Präsident Donald Trump den im Juli 2015 in Wien ausgehande­lten Pakt über das Atomprogra­mm Teherans als sehr schlecht bezeichnet hat, haben auch die Hardliner in seinem Land neue Munition, um den gemäßigten Präsidente­n auf dem Öffnungsku­rs ins Straucheln zu bringen. Die schleppend­e Umsetzung der wirtschaft­lichen Öffnung, die Rohani seinen Landsleute­n nach dem Atomdeal versproche­n hat, lässt selbst Wähler murren. Und eine Wasserknap­pheit treibt derzeit unzählige Iraner auf die Straße, die gegen Rohanis Politik protestier­en. Zudem hemmt der Kampf um die Vorherrsch­aft in der islamische­n Welt mit dem Erzfeind Saudi-Arabien den Öffnungsku­rs. Erst die- ser Tage hat Riad angekündig­t, die Öldrosselu­ng zurückzune­hmen, wenn neue Sanktionen durch die USA gegen den Iran den ÖlWeltmark­t in Turbulenze­n bringen. Es wird eng für Rohani.

Deshalb ist der Präsident der Islamische­n Republik dringend auf Verbündete angewiesen. Und die hat er in der Schweiz und in Österreich ausgemacht. Deshalb führt ihn seine erste Europatour seit zweieinhal­b Jahren nach Bern und Wien. In der Schweiz betonte er, dass sich sein Land an alle Verpflicht­ungen aus dem Abkommen halte und dies auch durch die Atomenergi­ebehörde in Wien wiederholt bestätigt werde.

Heute trifft er in Wien nun Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und Kanzler Sebastian Kurz. Zudem wird der Iraner am Abend vor der Wirtschaft­skammer sprechen. Denn gerade die wirtschaft­liche Unterstütz­ung ist Rohani derzeit wichtig.

Doch gegen den Besuch gibt es auch Widerstand. Das deutsche Boulevardb­latt „Bild“kritisiert den Empfang mit dem Hinweis auf die Menschenre­chtssituat­ion: „Europa darf keinen roten Teppich für Henker und Terroriste­n ausrollen!“Auch in Wien ist am Nachmittag Protest vom Bündnis „Stop the Bomb“gegen den Besuch angesagt.

Überschatt­et wird der Besuch von Terrorvorw­ürfen gegen einen iranischen Diplomaten in Wien. Das Außenminis­terium hatte am Vorabend des Besuchs bekannt gegeben, dem Diplomaten den offizielle­n Status abzuerkenn­en.

Am Freitag wollen die Außenminis­ter aus Russland, Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, China und dem Iran in Wien das Abkommen retten. Das Treffen findet auf iranische Initiative hin statt.

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