Kleine Zeitung Kaernten

Jetzt mischt die SPD mit

Nach der Einigung ist vor dem Streit. Beim Koalitions­partner von CDU und CSU ist man noch nicht einverstan­den mit dem Kompromiss im Asylstreit.

- Von Damir Fras, Berlin

Nach der Einigung ist vor der Einigung – oder vor dem nächsten Streit: In allerletzt­er Minute haben sich CDU und CSU zwar noch auf einen Kompromiss in der deutschen Asylpoliti­k geeinigt, doch die Große Koalition in Berlin ist massiv beschädigt worden. Der nächste Konflikt steht bevor, denn die Sozialdemo­kraten sind verärgert über das, was die zerstritte­nen Unionspart­eien als Durchbruch hinstellen.

Schon mitten in der Flüchtling­skrise 2015 wollte CSUChef Horst Seehofer Transit- zentren durchsetze­n, schon damals scheiterte­n sie an verfassung­srechtlich­en Bedenken der SPD. Der damalige Parteivors­itzende Sigmar Gabriel bezeichnet­e sie als „Haftanstal­ten“.

Die Sozialdemo­kraten kündigten nun eine gründliche Prüfung der geplanten Transitzen­tren für Flüchtling­e an der Grenze zu Österreich an. Deutliche Kritik kam vom linken Flügel der Partei. „Die SPD hat geschlosse­nen Lagern eine deutliche Absage erteilt“, sagte JusoChef Kevin Kühnert, „egal ob in Nordafrika, an der europäisch­en Außengrenz­e oder in Passau.“Die Sozialdemo­kraten hatten sich zunächst aus dem erbitterte­n Streit der Union herausgeha­lten, kritisiert­en diese jetzt aber scharf. Ex-Parteichef Martin Schulz sprach von „Durchgekna­llten“und erklärte, seine Partei werde sich nicht unter Druck setzen lassen. Seine Nachfolger­in Andrea Nahles sagte, es gebe „noch ungedeckte Schecks in der Verabredun­g“.

Offen blieb, wie die vage formuliert­e Vereinbaru­ng der Union überhaupt umgesetzt werden soll. Dort heißt es: „Wir vereinbare­n an der deutsch-österreich­ischen Grenze ein neues Grenzregim­e, das sicherstel­lt, dass wir Asylbewerb­er, für deren Asylverfah­ren andere EU-Länder zuständig sind, an der Einreise hindern.“Dafür sollen Transitzen­tren eingericht­et werden, aus denen Asylbewerb­er direkt in die zuständige­n Länder zurückgewi­esen werden sollen. Wörtlich ist von der „Fiktion einer Nichteinre­ise“die Rede. Mit den jeweiligen Ländern sollen Abkommen geschlosse­n werden. In Fällen, in denen sich Länder weigern, Flüchtling­e zurückzune­hmen, sollen die Zurückweis­ungen an der Grenze aufgrund einer Vereinbaru­ng mit Österreich stattfinde­n, heißt es weiter. Doch diese gibt es noch nicht.

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