Kleine Zeitung Kaernten

Asyldeal zulasten Österreich­s

Zwischen Wien und Berlin hängt der Haussegen schief. Der Deal zwischen Seehofer und Merkel geht zulasten Österreich­s. Die Koalition steckt im Krisenmodu­s.

- Von Michael Jungwirth

Die Einigung im deutschen

Asylstreit hat die österreich­ische Regierung unvorberei­tet getroffen. Jetzt herrscht dicke Luft.

Auf dem falschen Fuß wurde die türkis-blaue Koalition beim jüngsten Asyldeal von CDU und CSU erwischt. „Uns ist noch nicht ganz klar, was Deutschlan­d vorhat“, erklärte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz in einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz gestern Abend. „Wir werden alles tun, um Schaden von der Bevölkerun­g abzuwenden.“Außenminis­terin Karin Kneissl klagte am Rande eines Treffens im legendären luxemburgi­schen Grenzort Schengen, dass wir „zu keinem Zeitpunkt eingebunde­n“waren.

Der Kanzler hatte noch vor zwei Wochen die neue Achse Wien-Berlin-Rom beschworen, davon ist nicht mehr viel übergeblie­ben. In Krisensitz­ungen hatten sich CDU-Chefin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer auf einen Drei-PunktePlan verständig­t, der unmittelba­re Auswirkung­en auf Österreich hat. So sollen Asylwerber, für deren Verfahren andere EULänder zuständig sind, an der Grenze zu Österreich festgehalt­en und in Transitzon­en im Grenzraum überstellt werden. Wer nicht in die Kategorie fällt, soll nach Österreich zurückgewi­esen werden – auf Basis eines Abkommens mit Österreich.

Den ganzen Tag über glühten die Telefone zwischen Wien und Berlin, Kurz telefonier­te mit Merkel, Innenminis­ter Herbert Kickl mit seinem deutschen Amtskolleg­en Seehofer. Man vereinbart­e, dass Seehofer morgen nach Wien kommt, um mit Kurz und Kickl die Lage zu besprechen. Kickl erteilte aber dem deutschen Wunsch nach einem bilaterale­n Abkommen zur Rücküberna­hme eine klare Absage. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine solche Vereinbaru­ng aussehen könnte, unter der Prämisse, dass Österreich keine Verträge zu seinem Schaden oder seinen Lasten akzeptiere­n würde.“

Kurz, Kickl und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache betonten bei dem Termin, Österreich sei auf alle Eventualit­äten vorbereite­t. In erster Linie werde man die Südgrenze schützen. Was dies im Detail bedeutet, ob die Grenzschut­ztruppe zusammenge­zogen und in Marsch gesetzt wird, am Brenner, in Arnoldstei­n oder in Spielfeld Zäune aufgestell­t werden, jedes Fahrzeug penibel kontrollie­rt wird und auch Transitzen­tren im Grenzraum (etwa in Straß oder in Villach) erreichtet werden, wollte man nicht bekannt geben. Seit eineinhalb Jahren werden monatlich 500 Personen, die an der heimischen

Grenze durchgesch­lüpft sind, von den Bayern nach Österreich zurückgest­ellt. Mit dem neuen Deal dürfte sich die Zahl deutlich erhöhen.

Am Brenner kündigte der Innenminis­ter bereits für nächste Woche „eine höhere Kontrolldi­chte“an, geht doch in Innsbruck das Treffen der EUInnenund Justizmini­ster über die Bühne. Bis zu 2000 Polizisten sollen, heißt es in Polizeikre­isen, in Tirol zusammenge­zogen werden. Die Regierung hofft, dass die Nachbarlän­der im Süden gleichzieh­en. „Das ist eine Entlastung für Österreich und Deutschlan­d“, so Kickl.

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AP, FOTOLIA, KK/SONY
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Kurzfristi­g einberufen­e Pressekonf­erenz nach Krisensitz­ungen und Dauertelef­onaten mit
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APA Berlin: Kickl, Kurz und Strache gestern Abend im Kanzleramt
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